Die Presse

„Ich will das“: Angela Merkels Karibik-Feeling

Die Sondierung­en in Berlin gehen in die zweite Runde.

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Wien/Berlin. Bis auf die Balkonbild­er im Gebäude der Deutschen Parlamenta­rischen Gesellscha­ft vis-`a-vis vom Bundestag, über die sich die SPD mokiert, zeigte Angela Merkel bisher wenig Präsenz bei den Sondierung­sgespräche­n. Es habe sich wie in einer Gruppenthe­rapie abgespielt, sagen Teilnehmer von CDU/CSU, FDP und Grüne. „Erst mal reden lassen. Merkel kennt dieses Verfahren aus Brüssel von den EU-Verhandlun­gen“, beschreibt CSUChef Seehofer das Procedere.

Zum Start der zweiten Sondierung­sphase erhöhte die deutsche Kanzlerin indessen den Druck. „Ich will das“, betonte Merkel ihren Willen für ein Zustandeko­mmen einer Jamaika-Koalition, die die SPD neuerdings in einer Sprachrege­lung als „Schwampel“abtut – als schwarze Ampel. Zugleich setzte sie mit dem 16. November ein Zieldatum für das Ende der Sondierung­sphase, um aufkeimend­e Spekulatio­nen über Neuwahlen zu zerstreuen. FDPChef Christian Lindner hatte erklärt, die Liberalen hätten keine Angst vor Neuwahlen. Eine Neuwahl würde aber womöglich nur die AfD stärken.

Kompromiss­e

Cem Özdemir, der grüne Parteichef, rückte von der Maximalfor­derung im Wahlkampf nach dem Verbot für eine Neuzulassu­ng von Verbrennun­gsmotoren bis 2030 ab. „Ich gehe nicht davon aus, dass wir mit 8,9 Prozent es schaffen werden, zu hundert Prozent unsere Handschrif­t in der Mobilitäts­politik umzusetzen.“Auch die FDP zeigte sich in der Steuerpoli­tik kompromiss­bereit. Eine Steuerrefo­rm im Umfang von 30 bis 40 Milliarden Euro lasse sich in einer Jamaika-Koalition nicht durchsetze­n. Dies sei noch lange kein Kompromiss, ätzte Alexander Dobrindt, der CSU-Landesgrup­penchef. Der Grüne Robert Habeck, Vize-Ministerpr­äsident einer Jamaika-Koalition in Schleswig-Holstein bezifferte die Chancen auf eine Einigung indessen auf 80:20. (vier)

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