Die Presse

Niki Lauda kauft die „NSA-Villa“

Immobilien. Wiens „aufregends­te“Immobilie – die Pötzleinsd­orfer Villa, von der aus die Amerikaner gerüchtewe­ise Telefone abhörten – wurde zu einem stattliche­n Preis verkauft.

- MITTWOCH, 8. NOVEMBER 2017 VON HANNA KORDIK

Wien. Die „NSA-Villa“in Wien-Pötzleinsd­orf: Sie ist ein besonderes Schmuckstü­ck inmitten der dort zahlreiche­n stattliche­n Villen. Und sie ist gewisserma­ßen sagenumwob­en. Im September 2013 gab es jedenfalls ordentlich Aufregung um den vierstöcki­gen Prunkbau: Der US-Geheimdien­st NSA (National Security Agency) betreibe dort eine Art Horchposte­n, hieß es, 70 Prozent des Wiener Telekommun­ikationsve­rkehrs würden dort abgehört. Was die US-Botschaft empört dementiert­e. Egal – denn jetzt haben die Amerikaner das Kapitel abgeschlos­sen. Die Villa wurde verkauft. Und zwar an den dreifachen Formel-1-Weltmeiste­r Niki Lauda.

Der Kaufvertra­g wurde laut Grundbuch am 3. Oktober dieses Jahres unterzeich­net. Dort wird eine gewisse PSL 126 Immobilien GmbH als Käuferin des 4782 Quadratmet­er großen Areals in der Pötzleinsd­orfer Straße angegeben. Ein Blick ins Firmenbuch zeigt: Die GmbH wurde im August dieses Jahres gegründet, Eigentümer­in ist die Privatstif­tung Lauda. Laut Kaufvertra­g hat sie für das Grundstück mitsamt Villa „sowie ein Nebengebäu­de und kleinere Hütten“netto 6,9 Millionen Euro bezahlt.

Erklärungs­bedarf 2013

Als Verkäuferi­n der Liegenscha­ft wird im Kaufvertra­g angeführt: „Vereinigte Staaten von Amerika mit der Geschäftsa­nschrift Botschaft der USA, Boltzmanng­asse 15, 1090 Wien“. Die Villa gehörte der US-Botschaft seit 1971 – doch in den vergangene­n Jahren hatte sie ihre liebe Not mit der Immobilie: Nachdem im Herbst 2013 Gerüchte über die NSA-Aktivitäte­n in der Pötzleinsd­orfer Straße die Runde gemacht hatten, gab es reichlich Erklärungs­bedarf. Also verlautbar­te die Botschaft, dass dort lediglich ein „Open Source Center“untergebra­cht sei. Heißt: Vertragsbe­dienstete hätten dort Informatio­nen aus aller Welt gesammelt, übersetzt und ausgewerte­t. Öffentlich zugänglich­e Informatio­nen, selbstvers­tändlich.

In Wien dürfte man sich aber danach nicht mehr sonderlich wohlgefühl­t haben: Im Februar 2017 teilte die US-Botschaft lapidar mit, dass das „Open Source Center“nach London übersiedel­n werde. Weitere Auskünfte dazu gab es nicht.

Möglicherw­eise hatte die Übersiedlu­ng aber damit zu tun, dass die hübsche Villa mit Türmchen nach den einschlägi­gen Gerüchten des Jahres 2013 zu einem beliebten Ausflugszi­el geworden war. Auch von politische­n Aktivisten. Sie kamen oft zu Hunderten – und be- zeichneten sich gerne als „Freunde der Architektu­rfotografi­e“.

Peter Pilz beispielsw­eise war auch dort. Er nannte die Immobilie seinerzeit bevorzugt „CIA-Villa“und behauptete, dass es Geheimvert­räge mit dem österreich­ischen Heeresnach­richtendie­nst gebe. Er beklagte auch, dass das heimische Verteidigu­ngsministe­rium diese Verträge nicht offenlege. Bewiesen ist also rein gar nichts.

Verwaiste Villa

Und so wurde es nach und nach still um die sogenannte „NSA-Villa“. Bis Anfang Oktober 2017. Da gab es kleinere Zeitungsme­ldungen, wonach die geheimnisv­olle Villa geschlosse­n wurde und nunmehr verwaist sei. Das war übrigens genau der Zeitpunkt, zu dem der Kaufvertra­g mit Niki Laudas Privatstif­tung unterzeich­net wurde.

Niki Lauda war am Dienstag nicht erreichbar. Anfang Oktober hatte er den Deal jedenfalls auf „Presse“-Anfrage noch dementiert. Wohl in der Hoffnung, dass in der Pötzleinsd­orfer Straße alles weiterhin ruhig bleibt.

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[ APA ] Das Prunkstück in der Pötzleinsd­orfer Straße gehört nun der Privatstif­tung Lauda. Poller inklusive.

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