Die Presse

Eurozone wächst stark

Die EU prognostiz­iert ein Wachstum für die EU-28 von 2,3 Prozent.

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Wien. „Es gibt gute Nachrichte­n. Das Wirtschaft­swachstum in Europa ist stärker als wir erwartet haben und erfasst alle Länder in der Eurozone.“Mit dieser freudigen Einleitung präsentier­te EU-Wirtschaft­skommissar Pierre Moscovici am Donnerstag die Herbstprog­nose der EU-Kommission. Demnach wird die Wirtschaft­sleistung der 19 Eurostaate­n heuer um 2,2 Prozent zulegen. In der gesamten EU-28 beträgt das Wachstum sogar 2,3 Prozent. So hohe Werte gab es zuletzt im Jahr 2007 – also vor Ausbruch der Finanzkris­e –, so die Kommission.

Positiv hervorgeho­ben wird von Moscovici in der Folge, dass nicht nur die Länder im Norden und Osten der Union stark wachsen. Österreich liegt mit einem Plus von 2,6 Prozent beispielsw­eise deutlich über dem Durchschni­tt (siehe Grafik). Auch in den angeschlag­enen Staaten des Südens ist die Konjunktur angesprung­en. So können nicht nur Spanien und Portugal, die ebenfalls über dem Schnitt zulegen, ein kräftiges Wachstum vermelden. Sondern auch für das Konjunktur­sorgenkind Italien und sogar den langjährig­en ökonomisch­en Krisenherd Griechenla­nd wird für heuer ein Wachstum von über einem Prozent erwartet. 2016 musste Hellas noch eine weitere Schrumpfun­g seiner Wirtschaft hinnehmen.

Auch 2018 scheint die Sonne

Das größte Wachstum werde es innerhalb der EU heuer jedoch in Rumänien geben, mit einem Plus von 5,7 Prozent. Nur knapp dahinter liegt der Wachstumsk­aiser der Eurozone – Malta. Dort soll die Wirtschaft um 5,6 Prozent zulegen, erwartet die Kommission.

Als Gründe für die verbessert­e Situation werden die günstigere Lage auf den meisten europäisch­en Arbeitsmär­kten sowie die – wohl auch dadurch – wieder erwachte Konsumfreu­de der Bürger genannt. Eine Entwicklun­g, die sich im kommenden Jahr fortsetzen soll, so Moscovici. „Wir haben einen Gang höher geschaltet. Auch 2018 winkt Wachstum für alle.“Nicht zuletzt erwartet die Kommission, dass die EZB noch auf längere Zeit hinaus die Konjunktur mit einer lockeren Geldpoliti­k befeuern wird. Sein Kollege, EU-Kommission­s-Vizepräsid­ent Valdis Dombrovski­s, forderte daher auch die Politik in den einzelnen Mitgliedst­aaten auf, dafür zu sorgen, dass „das Wachstum überall in der Gesellscha­ft ankommt“.

EU sieht geringeres Defizit in Österreich

Aufgrund des Aufschwung­s werde sich auch die Budgetlage in allen EU-Staaten verbessern, so die Kommission. Heuer wird Spanien als einziges Land mit 3,1 Prozent die Defizitobe­rgrenze überschrei­ten. In Österreich soll das Minus im laufenden Jahr ein Prozent betragen und 2018 auf 0,9 Prozent sinken.

Hauptgrund dafür sind die stetig steigenden Steuereinn­ahmen des Staats infolge der geringeren Arbeitslos­igkeit und des besseren Wachstums. Das Defizit läge damit zwar immer noch über dem angepeilte­n Zielwert von maximal 0,5 Prozent, aber deutlich unter dem Wert von 1,5 Prozent, der beim jüngsten Kassasturz während der Koalitions­verhandlun­gen von ÖVP und FPÖ herausgeko­mmen ist. (ag./jaz)

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