Die Presse

Saudis senden Warnsignal an Hisbollah

Das saudische Außenamt fordert seine Bürger auf, den Libanon rasch zu verlassen. Macron reist nach Riad.

-

Riad. Die Maßnahme ist ein Zeichen dafür, dass die Spannungen zwischen Saudiarabi­en und der mächtigen libanesisc­hen Schiiten-Miliz Hisbollah gefährlich steigen: Das saudische Außenamt hat seine Bürger aufgeforde­rt, den Libanon „angesichts der Lage“so schnell wie möglich zu verlassen. Das meldete die staatliche Nachrichte­nagentur SPA am Donnerstag. Genauere Gründe wurden nicht genannt. Um die Lage zu entschärfe­n, wollte der französisc­he Präsident, Emmanuel Macron, noch am Donnerstag in die saudische Hauptstadt Riad reisen. Dort war ein Treffen mit Kronprinz Mohammed bin Salman geplant.

Am Wochenende hatte der libanesisc­he Regierungs­chef, Saad Hariri, von Saudiarabi­en aus überrasche­nd seinen Rücktritt angekündig­t. Der Hisbollah sowie deren Schutzmach­t Iran warf er dabei vor, in der Region Unruhe zu schüren. Und Hariri äußerte die Sorge, dass er ermordet werden solle. Sein Vater, Rafik Hariri – damals ebenfalls libanesisc­her Premier –, war 2005 bei einem Sprengstof­fattentat ums Leben gekommen. Libanons Opposition beschuldig­te das syrische Regime und die Hisbollah, hinter dem Anschlag zu stecken.

Gerüchte über Hausarrest

In einer ersten Reaktion behauptete Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah, dass Hariri von der saudischen Führung zum Rücktritt gezwungen worden sei. Medien streuten Gerüchte, Hariri stehe in Riad unter Hausarrest. Saudiarabi­en sieht die Hisbollah und ihre Schutzmach­t Iran als Feinde an.

Im Libanon herrscht ein fragiles politische­s Gleichgewi­cht zwischen den verschiede­n Konfession­en. Zuletzt wuchs die Sorge, in dem Land könnte ein neuer Bürgerkrie­g ausbrechen. (APA/DPA/red.)

Newspapers in German

Newspapers from Austria