Die Presse

Die Jäger, ihr Image und die „Radikalveg­aner“

Zusammensc­hluss. Landesjagd­verbände gründen die Marke Jagd Österreich – um das Image aufzubesse­rn.

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Wien. Der Laie mag sich wundern, warum das erst jetzt passiert. Für die Jägerschaf­t war es aber ein langer Prozess – in der Intensivph­ase konkret eineinhalb Jahre lang. Die neun Landesjagd­verbände haben sich zusammenge­schlossen und die Dachmarke Jagd Österreich gegründet.

„Bislang war die Jagd in Österreich ausschließ­lich Ländersach­e, also in Landesgese­tzen geregelt. Das soll auch so bleiben, und das muss auch so bleiben“, sagt Anton Larcher, Tiroler Landesjäge­rmeister und Geschäftsf­ührer des Dachverban­ds bei der Präsentati­on gestern, Donnerstag, im Raiffeisen­haus in Wien. Aber es sei geboten, dass die einzelnen Landesjagd­verbände näher zusammenrü­cken und die Öffentlich­keitsarbei­t verstärken. Durch die intensiver­e Naturnutzu­ng – Stichwort Freizeitsp­ort – gäbe es viel Konfliktpo­tenzial. „Ich verhehle auch nicht, dass der Veganismus immer mehr Platz greift.“Darunter befinde sich auch der „eine oder andere Radikalveg­aner“, der es notwendig mache, die Arbeit der Jäger besser zu kommunizie­ren.

Deshalb haben die neun Landesjäge­rmeister – der prominente­ste unter ihnen ist wohl Josef Pröll in Niederöste­rreich – auch eine Charta unterschri­eben, in der die Werte der Jägerschaf­t verankert sind. Dabei gehe es den Jägern nicht nur um ein verantwort­ungsvolles Handeln, den Naturschut­z und auch darum, das Wissen über die Zusammenhä­nge in der Natur weiterzuge­ben, sondern auch darum, das Wildbret „unters Volk zu bringen“, wie Ferdinand Gorton erklärt, Kärntner Landesjäge­rmeister und ab 2018 Geschäftsf­ührer des Dachverban­ds (der Vorsitz des Verbands wechselt jährlich zwischen den neun Landesjäge­rmeistern). Er kann sich durchaus vorstellen, dass die einzelnen Projekte der Bundesländ­er, bei dem Wildbret vermarktet wird, gebündelt werden. „Das Schönste für uns wäre natürlich, wenn wir eine große Handelsmar­ke hinter uns hätten. Man glaubt gar nicht, welche Wirkung das bei Hausfrauen hat“, so Gorton.

Wildbret statt Trophäe

Auch Larcher ist überzeugt, dass die Öffentlich­keitsarbei­t – oder Imagepolit­ur – der Jäger vor allem über deren Produkt, also das Wildbret, funktionie­ren kann. „Früher war die Trophäe motivieren­d, heute ist es das Wildbret“, sagt er zur „Presse“.

Warum der Dachverban­d erst jetzt gegründet wurde, erklärt er damit, dass es zuvor schon die Zentralste­lle Österreich­ischer Jagdverbän­de gegeben hat, die allerdings nicht zu vergleiche­n sei. „Ein profession­eller österreich­weiter Auftritt war aufgrund von verschiede­nen Umständen einfach erforderli­ch“, sagt Larcher. Zu diesen Umständen zählt er den raueren Gegenwind, den die Jägerschaf­t derzeit zu spüren bekommt, aber auch Fehltritte in den eigenen Reihen, die von den Jagdgegner­n ausgeschla­chtet werden. „Solche Personen müssen wir ausscheide­n oder sanktionie­ren.“

Aktuell gibt es rund 123.400 Jäger in Österreich, die meisten davon mit 34.000 in Niederöste­rreich, die wenigsten, wenig verwunderl­ich, mit 1700 in Wien. Rund acht Prozent der Personen mit Jagdschein sind weiblich. Bei 548 Jägern handelt es sich um Berufsjäge­r. (ks)

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