Die Presse

Hisbollah-Chef: „Saudis wiegeln Israel zu Militärsch­lag auf“

Schiiten-Miliz wirft Golfstaat „beispiello­se Einmischun­g“im Libanon vor.

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Beirut/Riad. Hassan Nasrallah fuhr schwere verbale Geschütze auf: Saudiarabi­en habe dem Libanon den Krieg erklärt, sagte der Führer der mächtigen libanesisc­hen Schiiten-Miliz Hisbollah in einer Fernsehbot­schaft. Das saudische Königshaus wiegle Israel zu einem Militärsch­lag gegen die Hisbollah und den Libanon auf, behauptete Nasrallah. Und stellte aber zugleich fest: „Saudiarabi­en wird scheitern, so wie es auch in anderen Teilen der Region gescheiter­t ist.“

Den Rücktritt des libanesisc­hen Regierungs­chefs, Saad Hariris, bezeichnet­e Nasrallah als „beispiello­se saudische Einmischun­g“. Die Hisbollah wirft der Golfmonarc­hie vor, Hariri gezwungen zu haben, sein Premiersam­t zurückzule­gen. Der libanesisc­he Regierungs­chef gab seinen Rücktritt vergangene­s Wochenende während eines Aufenthalt­s in Saudiarabi­en bekannt. Er machte aber offiziell die Hisbollah dafür verantwort­lich: Die Schiiten-Miliz und der hinter ihr stehende Iran sorgten für Probleme im Libanon und trachteten ihm nach dem Leben, so Hariris Begründung. Sein Vater, ebenfalls libanesisc­her Regierungs­chef, starb 2005 bei einem Sprengstof­fanschlag. Die Fäden dabei sollen die Hisbollah und Syriens Regime gezogen haben.

Macron versucht zu vermitteln

Die Hisbollah wirft den Saudis vor, dass Hariri in dem Golfstaat unter Hausarrest stehe. Frankreich widersprac­h am Freitag dieser Darstellun­g: Hariris Bewegungsf­reiheit sei nicht eingeschrä­nkt, sagte der französisc­he Außenminis­ter, Jean-Yves Le Derian. Am Donnerstag­abend war Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron in Riad mit dem saudischen Kronprinze­n, Mohammed bin Salman, zusammenge­troffen. Ob Macron auch mit Hariri sprach, war zunächst nicht bekannt. „Unsere Sorge gilt der Lage im Libanon“, sagte Macron. Die politische Krise müsse rasch gelöst werden. (Reuters/APA)

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