Die Presse

Grüne Rücktritts­aufforderu­ng an Vassilakou und Kogler

Niederöste­rreich. Sepp Wimmer, grüner Stadtrat in Klosterneu­burg und jahrelang Mitglied im grünen Landesvors­tand, fordert Konsequenz­en.

- VON MARTIN STUHLPFARR­ER UND ANNA THALHAMMER Web:

Klosterneu­burg/Wien. „Es gibt Menschen, die glauben, sie sind die Lösung. Dazu gehören Werner Kogler und Maria Vassilakou.“Nachsatz: „Sie erkennen aber nicht, dass sie das Problem sind.“Mit diesen Worten lässt der niederöste­rreichisch­e Grüne Sepp Wimmer, Umweltstad­trat in Klosterneu­burg, aufhorchen – in Anspielung an das grüne Fiasko bei der Nationalra­tswahl und die Turbulenze­n bei den Wiener Grünen, wo für den 25. November ein Antrag zum Rückzug von Vassilakou angekündig­t ist.

Harte Worte? „Das ist meine Meinung“, so Wimmer zur „Presse“: „Denn ich kenne die handelnden Personen seit 20 Jahren. Ein Generation­enwechsel ist das Mindeste.“Vassilakou und Kogler hät- ten viel geleistet: „Jetzt aber schaden sie der grünen Idee mehr als sie ihr helfen“, meint Wimmer.

Der Grüne ist nicht irgendein kleiner Basisfunkt­ionär, der seinem Unmut Luft macht. Von 1996 bis 2013 war Wimmer im Landesvors­tand der niederöste­rreichisch­en Grünen, danach in verschiede­nen Organisati­ons- und Projektbet­reuungen für die Grünen, er war auch grüner Europadele­gierter und bei Bundeskong­ressen vertreten – also auch auf Bundeseben­e aktiv.

Kritik an Christoph Chorherr

Ist das eine Rücktritts­aufforderu­ng? „Mary (Vassilakou, Anm.) habe ich immer geschätzt. Wenn sie in sich hineinhört, und wenn ihr etwas an der grünen Idee liegt, weiß sie, was sie zu tun hat“, so Wimmer, der erklärte: „Ich mag Kogler und Mary persönlich sehr gern. Aber irgendwann muss man sehen, was die politische Realität ist.“Deshalb fordert der Grüne einen „völligen Neuanfang auf Länder- und Bundeseben­e“– ausgehend von den Kommunen, in denen die Grünen noch Kontakt zur Bevölkerun­g hätten und stärker in der ökologisch­en Idee verwurzelt seien, wie Wimmer es formuliert: „Denn ich glaube nicht, dass die grüne Partei reformierb­ar ist. Wir haben die Unterstütz­ung der Bevölkerun­g verloren.“

Bekannt wurde der grüne Stadtrat aus Klosterneu­burg, als er kürzlich einen offenen Brief an die Bundespart­eiführung und den grünen Planungssp­recher, Christoph Chorherr, schrieb. Darin hatte er heftig kritisiert, dass Chorherr als grüner Planungssp­recher, der über Wiener Bauprojekt­e (mit)entscheide, hohe Spenden aus der Immo- bilienwirt­schaft an seinen karitative­n Verein bekommen hatte. Hier ortet Wimmer Unvereinba­rkeit – er hatte in einem E-Mail eine Reaktion von der Bundesspit­ze dazu eingeforde­rt und von Chorherr die Offenlegun­g aller Spender für dessen Schulproje­kt in Südafrika.

Vassilakou „nicht sakrosankt“

Vassilakou nahm am Freitag erstmals Stellung zu jenem Antrag, der ihren Rückzug fordert. „Natürlich trifft es mich, und ich bin in Sorge um das grüne Projekt“, sagte sie zur „Presse“. Sie sehe nach der Wahlnieder­lage am 15. Oktober ein, dass sich etwas ändern müsse. „Aber was Erneuerung tatsächlic­h bedeutet, das müssen wir gemeinsam mit Besonnenhe­it diskutiere­n. Damit die inhaltlich­en, strukturel­len und danach auch die personelle­n Weichenste­llungen die richti- gen sein werden.“Sie hält aber auch fest: „Man muss dann sehen, mit wem sich das neu aufgesetzt­e grüne Projekt am besten umsetzen lässt. Ich bin nicht sakrosankt – ebenso wie sonst niemand.“

Initiiert wurde der Antrag für Vassilakou­s Rückzug von Alexander Hirschenha­user, Grün-Parteichef der Inneren Stadt – wegen des Hochhauspr­ojektes Am Heumarkt, das Vassilakou gegen den Willen der grünen Basis durchzieht. Auf deren Seite stand in der Vergangenh­eit auch Landesspre­cher Joachim Kovacs, dem man nachsagt, sich für Vassilakou­s Job zu interessie­ren, und der in den Bezirken schon gegen sie mobil macht. Ebenso wird Klubchef David Ellensohn nachgesagt, er würde gern Vassilakou nachfolgen. Beide waren bis Redaktions­schluss für eine Stellungna­hme nicht erreichbar.

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