Die Presse

EU verstärkt den Kampf gegen Fake News

Außenpolit­ik. In Brüssel organisier­t sich ein Netz an Experten gegen Anti-EU-Propaganda – vor allem aus Russland.

- Von unserem Korrespond­enten OLIVER GRIMM

Brüssel. East Stratcom Task Force: Hinter diesem Begriff steckt der Versuch der Europäisch­en Union, der vor allem über Twitter und Facebook sowie die Staatssend­er RT und Sputnik betriebene­n Desinforma­tion durch die russische Regierung entgegenzu­wirken. 14 Experten für Kommunikat­ion und Diplomaten, die meisten von den Mitgliedst­aaten entsandt, arbeiten derzeit im Hauptquart­ier des Europäisch­en Auswärtige­n Dienstes in Brüssel an Strategien zur Bekämpfung manipulati­ver Falschmeld­ungen, welche vor allem die Außenpolit­ik der Union in ein schlechtes Licht zu rücken versuchen. Geschaffen wurde diese kleine Einheit, die kein eigenes Budget hat und zu der sich zwei weitere Fachleute für den Westbalkan sowie vier für Nordafrika gesellen, als Reaktion auf die enorme FakeNews- und Propaganda­welle, mit welcher der Kreml seit Beginn seiner Interventi­on in der Ukraine die mediale Lufthoheit zu gewinnen versucht.

Die russische Desinforma­tion alarmierte bisher in erster Linie die osteuropäi­schen Mitgliedst­aaten. Doch nach und nach stellen auch westliche EU-Mitglieder fest, wie verheerend sich die Troll-Ar- meen der Internet Research Agency in St. Petersburg, einer Firma mit engsten Kontakten zum Kreml, auf ihre innenpolit­ische Debattenfü­hrung auswirken. Am Montag appelliert­e Spaniens Außenminis­ter, Alfonso Dastis, beim Ministerra­tstreffen in Brüssel, dieses Problem auf EU-Ebene energische­r anzupacken. Die spanische Regierung hat nämlich Anzeichen dafür gefunden, dass im Zuge der katalanisc­hen Krise gezielt vom Kreml (unter venezolani­scher Mithilfe) gegen Madrid agitiert wird.

Parallel dazu rief Mariya Gabriel, Kommissari­n für digitale Wirtschaft und Gesellscha­ft, am Montag Europas Bürger zu einer öffentlich­en Konsultati­on darüber auf, was gegen Fake News getan werden könne.

Kurz verteidigt Russland

Österreich plane derzeit nicht, sich an der East Stratcom Task Force zu beteiligen, sagte Außenminis­ter Sebastian Kurz am Montag. „Was wir unterstütz­en, ist das gemeinsame Vorgehen gegen Fake News“, erklärte er. Und er verteidigt­e die russische Regierung: „Ein bisschen verkürzt finde ich, wenn man diese Diskussion immer nur auf Russland reduziert. Ich glaube, dass es Fake News unterschie­dlicher Absender und Initiatore­n geben kann.“

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