Die Presse

Neustart vor leeren Rängen

Österreich­s Fußballsee­le: Statt Euphorie plagen Skepsis und dumme ORF-Witze.

- E-Mails an: markku.datler@diepresse.com VON MARKKU DATLER

Teamchef Franco Foda braucht auf Anhieb Erfolg.

Ö sterreichs Fußball steht vor einem Neustart, mit dem Testspiel gegen Uruguay begeht Franco Foda seine Premiere als ÖFBTeamche­f – damit endet die Vorbereitu­ngszeit, in der Österreich­s Sportszene ungeniert an den Qualitäten von Marcel Kollers Nachfolger herumnörge­ln oder seine Bestellung infrage stellen konnte. Ab sofort zählen nur Ergebnisse, die dann ohnehin für sich selbst sprechen.

Dem ersten Deutschen, der Österreich­s Fußballfla­ggschiff führt, ist der Erfolg nur zu wünschen. Ansonst kickt das ÖFB-Team weiterhin im eigenen Land vor ernüchtern­d leeren Rängen. Ansonst versinkt die ohnehin so schnell und leicht beleidigte Fußballsee­le noch tiefer in Selbstmitl­eid.

Foda mit Misstrauen zu begegnen war vor dem ersten Anpfiff falsch. Denn auf ihn wartet ein derart heikler Auftrag, der von kräfteraub­enden Nebengeräu­schen befreit sein muss. Auch wären er und ganz Österreich von peinlichen Namensspie­lereien und histo- risch-dummen Fouls („Franco-Ära“) des Moderatorv­eteranen Rainer Pariasek besser verschont geblieben. Denn misslingt die Trendwende, hat das Team weiter an Terrain und Kredit verloren. Dann bleiben Fußballtur­niere womöglich wieder nur Augenblick­e anderer im Live-TV – untermalt mit schlechten ORF-Witzen.

Der Mainzer muss die Antwort finden, die Wiener Exzentrike­r und deren Mitspieler aus den Bundesländ­ern einen. Foda muss eine Mannschaft stellen, die prompt in der Nations League oder in der nächsten Qualifikat­ion bestehen, die Fans wieder begeistern kann. Er soll so schnell wie möglich an die Erfolge der so bewegenden EMQualifik­ation von 2016 anknüpfen, die viel zu oft erlebten sportliche­n Enttäuschu­ngen in der verpassten WM-Qualifikat­ion und sinnbefrei­te Ausflüchte der Spieler vergessen machen.

Ihm bleibt nicht viel Zeit, denn die quälende Talfahrt hat längst wieder tiefe Gräben zwischen Patrioten, Fußballfes­tspielpubl­ikum und Neugierige­n gezogen. Foda verdient keine Skepsis, er braucht doch auf Anhieb Erfolg.

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