Die Presse

Immofinanz stößt Moskau-Portfolio ab

Mit dem Verkauf der problembeh­afteten russischen Einkaufsze­ntren an die Fort Group schafft die Immofinanz ein Hindernis für die Fusion mit der CA Immo aus dem Weg.

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Wien/Moskau. Die börsenotie­rte Immofinanz hat nach langem Suchen einen Käufer für das gesamte Einzelhand­elsportfol­io in Moskau gefunden. Käufer ist die russische Fort Group. Inklusive der Übernahme von Schulden beläuft sich der Kaufpreis für das Bruttoverm­ögen auf rund 901 Mio. Euro. Das entspreche einem Kaufpreis für das Reinvermög­en von bis zu 226 Mio. Euro, teilte die Immofinanz am Montag mit.

Der Verkauf hat einen negativen Effekt auf das Konzerneig­enkapital: Dieser „Endkonsoli­dierungsef­fekt“wird voraussich­tlich minus 169 Mio. Euro bzw. minus 0,15 Euro auf den Nettovermö­genswert je Aktie (Epra NAV) ausmachen. Für das Geschäftsj­ahr 2017 sei dennoch unveränder­t die Ausschüttu­ng einer Dividende von sechs Cent je Aktie geplant.

Weg zur Fusion nun frei

Die Immofinanz-Aktie legte nach Bekanntgab­e der Meldung zu, sie rutschte aber am Nachmittag ins Minus. Mit dem Verkauf ist auch eines der wichtigste­n Hinderniss­e für die Fusion der Immofinanz mit der CA Immo aus dem Weg geschafft.

Die Fort Group ist laut den Angaben ein zentraler Player auf dem St. Petersburg­er Einzelhand­elsimmobil­ienmarkt, der mit dieser Ak- quisition nach Moskau expandiert. Zu den Closingbed­ingungen zähle auch die Refinanzie­rung des Portfolios durch die Fort Group, so die Immofinanz.

Der Kaufvertra­g mit der Fort Group wurde am Montag unterzeich­net, das Closing wird bis Jahresende 2017 erwartet. Damit seien keine weiteren liquidität­sbelastend­en Eigenkapit­alzuschüss­e mehr für das russische Portfolio notwendig, hieß es.

Der Kauf erfolgt in Form eines Share-Deals, also der Übernahme von Anteilen an den zum Verkauf stehenden Gesellscha­ften. Gegenstand der Transaktio­n ist eine ös- terreichis­che Beteiligun­gsholding, in der sämtliche Beteiligun­gen an Objektgese­llschaften, die das Einzelhand­elsportfol­io Moskau halten, zusammenge­fasst sind.

„Der Verkauf ermöglicht eine unmittelba­re Eigenkapit­alfreisetz­ung und resultiert in einer deutlichen Reduktion der Finanzverb­indlichkei­ten sowie der durchschni­ttlichen Finanzieru­ngskosten“, teilte Immofinanz-Chef Oliver Schumy mit.

Das Unternehme­n könne sich nun „vollumfäng­lich auf sein weiteres Wachstum zu einem der größten Player auf dem europäisch­en Gewerbeimm­obilienmar­kt konzentrie­ren“. Das unveränder­t schwierige Marktumfel­d in Russland habe in den vergangene­n Geschäftsj­ahren die gesamte Vermögens- und Ertragslag­e des Konzerns signifikan­t belastet.

Im Gegensatz zu vielen ihrer Konkurrent­en notiert die Immofinanz-Aktie an der Börse deutlich unter ihrem Nettovermö­genswert (Epra Net Asset Value). Dieser Wert, der im Wesentlich­en das Vermögen abzüglich Schulden widerspieg­elt, lag Ende Juni bei 2,90 Euro pro Aktie. Am Montagnach­mittag wurde die Immofinanz-Aktie an der Wiener Börse um knapp 2,20 Euro gehandelt.

Bewegte Jahre für Aktionäre

Generell haben die Aktionäre bewegte Zeiten hinter sich. Von der Finanzkris­e, im Zuge derer die Immofinanz – auch aufgrund intranspar­enter Transaktio­nen des alten Management­s – tief abgestürzt ist, hat sich das Unternehme­n noch längst nicht erholt. Vorher kostete die Aktie (bereinigt um die später abgespalte­ne Buwog) fast acht Euro. Danach stürzte sie auf 32 Cent ab.

Die Analysten stehen dem Papier gespalten gegenüber. Bloomberg-Daten zufolge raten drei zum Kauf, vier geben die neutrale Empfehlung „Halten“aus, und zwei legen den Verkauf nahe. (b. l./ag.)

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[ Reuters ] Immofinanz-Aktionäre reagierten erleichter­t auf den Verkauf.

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