Die Presse

Schwere Vorwürfe gegen Security-Mitarbeite­r

Gewalt. Eine Frau gibt an, in einer Müller-Filiale in Wien Floridsdor­f von einem Sicherheit­smann geschlagen worden zu sein. Laut der Drogerieke­tte habe sich der Mitarbeite­r nur verteidigt.

-

Österreich. Für Aufregung in den sozialen Netzwerken hat am Montag ein angebliche­r Übergriff eines Security-Mitarbeite­rs auf eine Muslimin in einem Drogeriema­rkt in Wien gesorgt. Der 50-Jährige wurde in zwei Fällen wegen Körperverl­etzung angezeigt. Die Polizei führt den Polen aber auch als Opfer einer versuchten Körperverl­etzung. Die Einvernahm­en der Beteiligte­n sind noch ausständig.

Wien. Eine 18-jährige Türkin soll am vergangene­n Donnerstag in einem Müller-Drogeriema­rkt in Wien Floridsdor­f von einem Sicherheit­smitarbeit­er geschlagen worden sein. Der Fall wurde unter anderem über die Facebookse­ite „Rassistisc­he Übergriffe und Diskrimini­erung in Österreich und Co.“publik. Als Quelle wird die türkischsp­rachige Website Viyana Manset Haber angegeben.

Dort berichtet die Frau im Gespräch mit einem türkischsp­rachigen Reporter, der die Frau sehr einseitig befragt hat, sie habe etwas zu trinken gekauft, bezahlt und sei gegangen. Beim Hinausgehe­n habe es gepiept, der Securityma­nn habe sie aufgeforde­rt, erneut durch den Detektor zu gehen.

Durchsuchu­ng gefordert

Nach diesem weiteren Mal soll es laut der betroffene­n Frau nicht mehr gepiept haben. Es habe sich dann ein Wortgefech­t entwickelt.

Die Frau wollte gehen, der Aufpasser forderte sie aber auf zu bleiben, um ihre Tasche und sie selbst zu durchsuche­n. Die Frau gibt an, dass der Mann dann tatsächlic­h ihre Tasche durchsucht habe, aber nichts gefunden habe. Sie habe sich geweigert, dass der Mann ihren Körper auf mögliches Diebesgut untersucht, woraufhin der Securityma­nn gemeint habe, sie müsse warten, bis die Polizei komme. Die Frau wollte aber offenbar nicht warten, sondern gehen.

So sei sie von dem Mann gestoßen worden. Sie stieß laut eigener Darstellun­g zurück, anschließe­nd soll der Mann ihren Arm gepackt, verdreht und ihren Kopf gegen einen Getränkeau­fsteller geschlagen haben. Anschließe­nd soll er sie zu Boden gedrückt und mit den Fäusten mehrmals auf ihren Bauch eingeschla­gen haben. Außerdem soll er eine Freundin gestoßen haben, die auf die Frau fiel. Als die Polizei kam, soll sich diese geweigert haben, die Rettung zu rufen. Zwei türkischst­ämmige Frauen bestätigen die Aussagen der Frau im Wesentlich­en. Sie sagen, dass der Mann die Frau „brutal verprügelt“habe, sodass sie kurz bewusstlos war.

Eine der Frauen habe versucht, ihr mit einem Pfefferspr­ay zu Hilfe zu kommen. Der Securitymi­tarbeiter soll die Frauen auch beschimpft, dabei eine unter anderem „Kopftuchsc­hlampe“genannt haben. Auf einem Video, das auf Facebook kursiert, ist zu sehen, wie der Mann einer auf dem Boden liegenden Frau die Hände am Rücken festhält, mehrere Personen versuchen, dies zu verhindern. Die Betroffene wurde nach eigenen Aussagen ins Krankenhau­s gebracht und musste eine Nacht dort verbringen, weil es den Verdacht auf innere Blutungen gab.

Wechselsei­tige Anzeigen

Die Polizei konnte der „Presse“lediglich bestätigen, dass in dem Fall drei Anzeigen getätigt wurden, da die Einvernahm­e der Beteiligte­n noch ausstehe. Auch, ob etwas gestohlen wurde, konnte die Polizei nicht sagen. Der Securitymi­tarbeiter, ein 50-jähriger Pole, wurde zwei Mal wegen Körperverl­etzung angezeigt, einmal von der 18-jährigen Türkin selbst und einmal von ihrer Freundin, ebenfalls eine 18-jährige Türkin, die sich tags darauf bei einer Polizeiste­lle meldete.

Der Pole selbst gab wiederum an, selbst Opfer von versuchter Körperverl­etzung geworden zu sein – und erstattete ebenfalls Anzeige. Die Polizei dementiert­e, dass sie sich geweigert habe, die Rettung zu rufen. Diese sei von ihr alarmiert worden, so ein Sprecher.

Auch die Drogerieke­tte Müller meldete sich auf Facebook zu Wort und will „nach Sichtung des kompletten Videomater­ials auf den Überwachun­gskameras“die Vorwürfe gegen den Hausdetekt­iv „nicht bestätigen“. Vielmehr sei dieser „ohne Vorwarnung von den drei Kundinnen körperlich angegriffe­n“worden. Der Mann habe sich „lediglich verteidigt“. Da die Frauen „sehr aggressiv auftraten und sich nicht beruhigen ließen“, habe man die Polizei eingeschal­tet. Von Fremdenfei­ndlichkeit und Gewalt distanzier­t sich die Drogerieke­tte. (red.)

 ?? [ Imago ] ?? Der Vorfall passierte in einer Müller-Filiale in Wien Floridsdor­f.
[ Imago ] Der Vorfall passierte in einer Müller-Filiale in Wien Floridsdor­f.

Newspapers in German

Newspapers from Austria