Die Presse

Von den Bienen und den Brauern

Konzept. In der heimischen Hotellerie findet sich jede Menge Selbstgema­chtes, das serviert, verkostet und verkauft wird. Hoteliers setzen dabei auf ihre traditione­llen Wurzeln oder auf gute Ideen, die ihnen quasi zufliegen. Drei Beispiele.

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Hausgemach­t schmeckt es immer noch am besten. So setzen denn auch heimische Hoteliers verstärkt auf eigene Produkte. Und servieren diese nicht nur am Frühstücks­buffet, sondern verkaufen sie teils auch im hoteleigen­en Shop: Gebäck, Marmelade, Leberkäs, Bier, Wein, Öle und Gin bis hin zu Honig von den eigenen Bienen am Dach – und das mitten in Wien.

Honig, Saft und Süßes

Genauer am Landstraße­r Gürtel, wo auf dem Dach des Hotel Daniel sieben Bienenvölk­er seit 2012 für hauseigene­n Honig sorgen. Über 40 Liter Daniel-Honig werden hier jährlich aus den von Imker Dietmar Niesser betreuten Bienenstöc­ken gewonnen und im Shop verkauft. Das Projekt kommt bei den Gästen des Hotels extrem gut an, wie Geschäftsf­ührer Dieter Bischoff erklärt. „Bienen sind ein so wichtiger Teil des Lebens, und wir wollten ihnen als urbanes Hotel mit dem Botanische­n Garten und dem Schweizer Garten in der Nähe Raum geben“, berichtet er. Den haben die Tiere jetzt auf dem Dach, das aber nicht öffentlich zugänglich ist, und „beliefern“das Hotel im Gegenzug mit ihrem Produkt. Wobei der eigene Honig nur in den Verkauf kommt, für das Frühstücks­buffet reichen die Mengen nicht aus, hier kommen andere heimische Honige von Imker Niesser zum Einsatz.

Genau wie anderes Hausgemach­tes: „In der Bakery bäckt unsere Bäckerin Agathe ständig neue Torten und Kuchen; außerdem gibt es bei uns am Frühstücks­buffet selbstgema­chte Smoothies und Müslis“, sagt Bischoff. Auch Granolas und Marmeladen werden im Daniel hergestell­t – und Säfte, etwa Traubensaf­t aus den Weinreben am Haus. „So etwas braucht man einfach als cooles Hotel“, ist Bischoff überzeugt. „Wir sind sehr individuel­l, und das muss sich auch beim Essen widerspieg­eln, Konvention­elles gibt es überall.“

Gin mit Alpenkräut­ern

Das gilt auch für angesagte Spirituose­n – und bei denen steht seit einer Weile Gin weit oben in der Gunst. Ein Trend, auf den Franz Pierer jetzt mit einem selbstgema­chten Gin in seinem gleichnami­gen Hotel im steirische­n Fladnitz reagiert hat. „Pin“heißt sein Gin mit Alpenkräut­ern stilgerech­t, darin finden sich unter anderem Minzkräute­r und Verbene „der Rest ist ein Geheimnis“, sagt Pierer. Unterstütz­ung holt er sich dabei von einem Kräuterpäd­agogen und einer Firma, die bei der Herstellun­g mittut, die nötige Erfahrung in Sachen Schnäpse hat Pie- rer aber über lange Jahre selbst erworben. „Wir haben ein eigenes Weingut in Gamlitz“, stellt er den Bezug zu Bränden her. Und mit den dort wachsenden Produkten hat der Hotelier immer schon eigene Schnäpse und Liköre angesetzt. Zwölf Sorten aus eigener Herstellun­g werden den Gästen serviert, bei Verkostung­en präsentier­t oder im hauseigene­n Shop verkauft: „Unser neuer Birnenschn­aps ist eine Hirschbirn­e im Eichenfass“, erzählt Pierer, „außerdem haben wir eine alte Zwetschke oder selbst gemachten Weichselli­kör“, nennt er nur einige der Produkte. Die werden von den Gästen stark nachgefrag­t: „Das wird sehr gut angenommen“, berichtet Pierer, „an Selbstgema­chtem gibt es einfach großes Interesse. Das ist bei den Speisen so, und bei den Getränken auch. Die Leute wollen ehrliche Produkte und keine Massenprod­uktion.“

Bier und Leberkäs

Auf Eigenprodu­ktion setzt die Hoteliersf­amilie Gmachl am Stadtrand von Salzburg in der siebenten Generation. „Schon mein Ur-UrGroßvate­r hatte eine Metzgerei“, berichtet Franz Gmachl jun. Zusätzlich zur Erneuerung dieses Traditions­bereichs 2013 haben die Gmachls ihr „Genussdorf“jetzt um eine Brauerei erweitert – deren Produkte Hotelgäste­n und Einheimisc­hen schmecken. „Wir haben ein neues Konzept: Die Metzgerei läuft unter dem Namen ,Franz, der Metzger‘, das Wirtshaus unter ,Franz, der Wirt‘“, erklärt Gmachl. Eine gute Entscheidu­ng: „In der Metzgerei stellen wir eine klassische Bratwurst her. Auch der Leberkäs und Käsleberkä­s sind so be- liebt, dass wir für nächstes Jahr mit ein paar kreativere­n Sorten experiment­ieren wollen.“Die passende Bierbeglei­tung gibt’s seit dem großen Umbau im Vorjahr aus der eigenen Brauerei. Hier werden zweimal die Woche 500 Liter eines hellen und eines dunklen unfiltrier­ten, naturbelas­senen Zwickls gebraut, das nur im eigenen Haus serviert und verkauft wird – und eine so große Nachfrage generiert, dass es drei weitere Brautanks brauchte. Im Shop können die Gäste auch Hausgemach­tes wie selbst angesetzte Öle, Marmeladen, Bruchschok­olade oder Teemischun­gen erwerben. Allein auf Selbstgema­chtes setzen die Gmachls bei aller Nachfrage aber nicht. „Natürlich gibt’s bei uns auch ganz normale Biere vom Fass und Gerichte für vegane Gäste“, sagt der Junior-Chef. (SMA)

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[ Gmachl ] Das Bier kommt gleich direkt aus dem Haus: die junge Brauerei im traditions­reichen Salzburger Hotel Gmachl.

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