Die Presse

Zu viele Superhelde­n, zu viel Ironie

Kino. Nun hat auch das Studio DC seinen Ensemblefi­lm: „ Justice League“. Führend in dieser Liga bleibt aber Marvel.

- VON MACIEJ TADEUSZ PALUCKI

Die „Justice League“stellt sich auf: Nun hat auch das Studio DC endlich seinen Ensemblefi­lm.

Was in den Swinging Sixties die Rivalitäte­n zwischen Anhängern der Beatles und der Stones (und später im Britpop jene zwischen Oasis- und BlurFans) waren, ist heutzutage – auf der KinoBlockb­uster-Ebene – das Duell Marvel versus DC. Mit dem großen wirtschaft­lichen Erfolg des „Marvel Cinematic Universe“, das mit dem „Iron Man“(mit Robert Downey jr.) 2008 begonnen hatte, zog der Mitbewerbe­r 2013 mit dem „DC Extended Universe“nach, eröffnet mit der Superman-Neuverfilm­ung „Man of Steel“.

Setzte Marvel bei seinen Kinofilmen von Beginn auf einen selbstiron­ischen Unterton, der im nicht jugendfrei­en Meta-Film „Deadpool“(2016) kulminiert­e, war DC anfangs der ernsthafte und düstere Konterpart. Mit einem Auge schielte man aber zum Konkurrent­en, was zuletzt im gelungenen, unterhalts­amen „Wonder Woman“(2017) und nun im neuesten DC-Blockbuste­r „Justice League“offensicht­lich wird . . .

Nach dem Tod von Superman (sorry, die Spoiler-Warnung kommt ausnahmswe­ise zu spät) in „Batman v Superman“(2016) will Bruce Wayne alias Batman (Ben Affleck) dessen Geist und Selbstlosi­gkeit weiterlebe­n lassen. Weil Wayne arm an Superkräft­en ist, aber über das nötige Kleingeld verfügt („What are your super powers again?“– „I am rich“), will er eine Superhelde­ntruppe formieren: die „Justice League“. Wie zu vermuten war, gestaltet sich das Unterfange­n, adäquate Mitstreite­r für das Teamprojek­t zu gewinnen, durchaus schwierig. Wonder Woman (Gal Gadot) ist die Erste an Bord. Nach und nach folgen drei weitere Einzelgäng­er mit ganz unterschie­dlichen, spektakulä­ren Eigenschaf­ten: Flash (Ezra Miller), Cyborg (Ray Fisher) und Aquaman (Jason Momoa; Khal Drogo aus „Game of Thrones“).

Der Zeitpunkt für die Allianz ist dabei durchaus günstig, da just ein außerweltl­icher Warlord namens Steppenwol­f (der erschrecke­nd fad als computerge­neriertes Monster daherkommt) mit einem Heer fliegender Dämonen-Insekten (visuell den Orcs aus „Herr der Ringe“nicht unähnlich) bedroht. Dafür muss er drei „Mutterboxe­n“zusammenfü­hren. Ob die heterogene Superhelde­ntruppe das verhindern kann?

DC eifert Marvel nach – zu sehr

Mit „Justice League“von Regisseur Zack Snyder eifert DC zu sehr den Marvel-Produktion­en nach, und gerade das wird zum Problem. Das Zusammensp­iel eines jungen Nerds (Flash), der sich seiner Superkräft­e noch nicht bewusst wird, und eines ergrauten Milliardär­s (Bruce Wayne), gab es erst unlängst bei „Spiderman“(Spiderman vs. Iron Man). Wenn fliegende Alien-Horden durch ein Portal auf die Erde kommen, denken Genrekenne­r an den ersten „Avengers“Film. Die drei Mutterboxe­n erinnern frappant – ebenfalls – an die Avengers.

Apropos: Ausgerechn­et Joss Whedon, der kreative Kopf des gefeierten Marvel-Ensemblefi­lms, übernahm den Regiesesse­l von Zack Snyder, der diesen während der Dreharbeit­en nach einer Familientr­agödie verlassen hatte. So trägt das Bombastwer­k, das mehr als 300 Mio. Dollar verschlang, nun also zwei Handschrif­ten – paradoxerw­eise jene von DC und von Marvel. Ernsthafti­gkeit trifft auf Selbstiron­ie, Pathos auf Schmäh. Fazit: Die Vereinigun­g der beiden Philosophi­en geht nicht auf. Die Champions-Liga ist weiterhin Marvel. Die Besten des Comicfilmj­ahrs 2017 bleiben „Logan“und „Thor: Ragnarok“. Die freilich nicht unterschie­dlicher sein könnten: hier die tiefgründi­g-geerdete, ultrabruta­le Tour de Force, dort die kunterbunt-augenzwink­ernde Götterdämm­erung. Man muss sich nicht entscheide­n. Gut so.

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[ Warner ] Die „Justice League“stellt sich auf: Batman, Wonder Woman, Cyborg, The Flash und Aquaman.

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