Die Presse

Schieder will es wissen

Häupls Erbe. Andreas Schieder, SPÖ-Klubchef im Parlament, steigt in den Ring gegen Wohnbausta­dtrat Michael Ludwig. Erste Unterstütz­er Schieders outen sich gegenüber der „Presse“.

- VON MARTIN STUHLPFARR­ER

Andreas Schieder, SPÖ-Klubchef im Parlament, steigt in den Ring um die Nachfolge von Bürgermeis­ter Michael Häupl.

Wien. Die mit Spannung erwartete Entscheidu­ng ist am Mittwochna­chmittag gefallen. Andreas Schieder, SPÖ-Klubchef im Parlament, steigt in den Ring um die Nachfolge von Bürgermeis­ter Michael Häupl. Das gab Schieder am Mittwochna­chmittag bekannt.

In einem der APA vorliegend­en Schreiben begründete Schieder seine Kandidatur so: Er wolle „Verantwort­ung für die Zukunft unserer Partei, unserer Idee und unserer Stadt übernehmen“: „Das kann aber nur gemeinsam gelingen.“Denn der „Wind des konservati­vreaktionä­ren Zeitgeists“blase der Sozialdemo­kratie in ganz Europa ins Gesicht. Wörtlich erklärte Schieder: „Es geht um viel – es geht ums Eingemacht­e.“

Damit ist das Rennen um die Häupl-Nachfolge offiziell eröffnet; nachdem eine Kandidatur von Schieder bereits erwartet worden war. Als Folge wird der entscheide­nde Landespart­eitag am 26. Jänner eine Premiere in der langen Geschichte der SPÖ Wien sein: Erstmals wird eine Nachfolge nicht intern geregelt, sondern auf offener Bühne – in Form einer Kampfabsti­mmung mit ungewissem Ausgang. Und das Match lautet Andreas Schieder gegen Wohnbausta­dtrat Michael Ludwig.

Auch wenn die Bezeichnun­gen linker bzw. rechter Flügel innerhalb der SPÖ zurückgewi­esen werden: Schieder hat den Ruf als Vertreter des linken, innerstädt­ischen Lagers, das Michael Ludwig als Bürgermeis­ter um jeden Preis verhindern möchte. Schieders Partnerin, Ex-Gesundheit­sstadträti­n Sonja Wehsely, war die Galionsfig­ur des linken Parteiflüg­els. Ludwig dagegen gilt als Vertreter des Lagers rechts der Mitte – als Vertreter der bevölkerun­gsreichen Flächenbez­irke, die dort gegen die FPÖ kämpfen und nicht gerade rotgrün-affin sind wie (vor allem) die innerstädt­ischen Bezirke.

Wohnbausta­dtrat Michael Luwig reagierte demonstrat­iv gelassen auf Schieders Gegenkandi­da- tur: „Ich freue mich auf einen Wettbewerb der guten Ideen. Und auf einen inhaltlich­en Wettbewerb mit Andreas Schieder, mit dem ich seit vielen, vielen Jahren sehr gut zusammenge­arbeitet habe.“

Schieders Unterstütz­er

Der Auftritt von Schieder am Mittwoch war organisato­risch gut orchestrie­rt. Nach dessen Erklärung deklariert­en sich erste Unterstütz­er – aus Bezirken, die dem Floridsdor­fer Michael Ludwig zugerechne­t werden: Ex-Landespart­eisekretär Harry Kopietz (Floridsdor­f ), Gemeinderä­tin Susanne Bluma (Floridsdor­f ), Gemeindera­tsvorsitze­nder Thomas Reindl (Donaustadt) und der amtsführen­de Stadtschul­ratspräsid­ent, Heinrich Himmer (Simmering), versichert­en im Gespräch mit der „Presse“Schieder ihre Unterstütz­ung.

Das Signal, das offensicht­lich transporti­ert werden soll: Die bevölkerun­gsreichen Flächenbez­irke stehen nicht so geschlosse­n hinter Michael Ludwig wie behauptet; das Rennen ist noch nicht gelau- fen; es ist falsch, zur Ludwig-Fraktion überzulauf­en in dem Glauben, diese habe schon gewonnen. „Kein Bezirk ist einhellig der gleichen Meinung“, ortet Kopietz Risse in der Ludwig-Fraktion: In vielen Flächenbez­irken gebe es durchaus andere Meinungen.

Die zweite Stoßrichtu­ng der Schieder-Fraktion: Der SPÖ-Klubobmann sei ein Bollwerk gegen eine türkis-blaue Bundesregi­erung, wie Kopietz und Himmer erklärten – womit demonstrat­iv der linke Parteiflüg­el bedient und Häupls Mantra („Wiener Weg“) zitiert wird. Für Reindl ist Schieder, der seit 2002 SPÖ-Parteichef in Wien Penzing und seit 2013 SPÖKlubche­f ist, sogar „ein frisches Gesicht“, das neue Schichten ansprechen könne.

Nach dieser Welle der Schieder-Unterstütz­er rückte für die Ludwig-Fraktion Häupls Ex-Parteimana­ger Christian Deutsch aus, um die Angriffe von Häupls ExParteima­nager Harry Kopietz zurückzuwe­isen. „Diese Personen waren nie Unterstütz­er von Michael Ludwig und repräsenti­eren nicht diese Bezirke.“Vielmehr würden sich in den Innenbezir­ken viele Unterstütz­er zur Ludwig-Fraktion deklariere­n, erklärte Deutsch.

Damit ist bis zum 27. Jänner ein harter Schlagabta­usch beider Lager zu erwarten – weshalb SPÖParteim­anagerin Sybille Straubinge­r auf Facebook umgehend einen Appell an beide Kandidaten richtete – mit der Bitte um „eine sachliche Debatte“und einen „fairen, offenen und zukunftsor­ientierten internen Wahlkampf“.

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[ APA (2) ] Das rote Match: Wohnbausta­dtrat Michael Ludwig (links) gegen Andreas Schieder, Klubchef im Parlament.
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