Die Presse

Europaparl­ament für härtere Gangart gegenüber Polen

Abgeordnet­e sprechen sich für Rechtsstaa­tsverfahre­n gegen Warschau aus.

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Straßãurg. Das Europaparl­ament erhöht den Druck auf Polen: Die Mehrheit der Europaabge­ordneten sprach sich am Mittwoch für eine Einleitung des Rechtsstaa­tsverfahre­ns aus, sollte Warschau Empfehlung­en der EUKommissi­on und des Europarate­s nicht umsetzen – im Mittelpunk­t der Kritik steht die Aushebelun­g der unabhängig­en Gerichtsba­rkeit durch die seit 2015 amtierende nationalpo­pulistisch­e Regierung. Um das Rechtsstaa­tsverfahre­n einzuleite­n, müsste nun der Rat – konkret vier Fünftel der EU-Mitglieder – dem Antrag zustimmen. Sanktionsb­eschlüsse bedürfen allerdings der Einstimmig­keit, die es aufgrund ungarische­r Vorbehalte nicht geben dürfte. Somit hat das Verfahren (vorerst) nur Symbolchar­akter.

Konkrete negative Folgen drohen der Regierung in Warschau indes aus einer anderen Richtung: Im Zuge der bevorstehe­nden Verhandlun­gen über das nächste Mehrjahres­budget der Union (2021-2027) wird immer lauter über eine Koppelung der EU-Strukturfo­nds an die Einhaltung rechtsstaa­tlicher Prinzipien nachgedach­t. In der laufenden Budgetperi­ode (2014-2020) ist Polen mit insgesamt rund 80 Milliarden Euro der mit Abstand größte Empfänger der Strukturzu­schüsse. Die härtere Gangart hätte auch eine positive Nebenwirku­ng: So ließe sich das Loch, das der EU-Austritt Großbritan­niens ins EU-Budget reißt, teilweise stopfen. (ag.)

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