Lehrergewerkschaft wünscht sich „Retourgang“in Schulen
Bildung. AHS-Lehrergewerkschafter Herbert Weiß fordert von einer schwarz-blauen Koalition die Rücknahme so mancher Bildungsreform.
Wien. In welche Richtung sich die heimische Bildungspolitik künftig bewegt wird derzeit, unter anderem am heutigen Donnerstag, bei den schwarz-blauen Koalitionsverhandlungen festgelegt. Die Kommandos von außen werden deshalb in den vergangenen Tagen lauter. Es dürfe in der Bildungspolitik keinesfalls der „Rückwärtsgang eingelegt“werden, warnte Noch-Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) am Montag. Dem widerspricht nun der oberste AHS-Lehrergewerkschafter Herbert Weiß.
„Der Retourgang muss ganz eindeutig eingelegt werden“, sagt Weiß zur „Presse“. Viele bildungspolitische Maßnahmen, die in den vergangenen Jahren unter Rot-Schwarz auf den Weg gebracht wurden, müssten „auf ein vernünftiges Maß zurückgebaut werden“. „Ich frage mich, ob unsere Politiker wirklich glauben, dass die Reformen, mit denen man die Schulen in den letzten Jahren überschwemmt hat, alle in die richtige Richtung gegangen sind“, sagt Weiß in Richtung Hammerschmid. Konkret geht es Weiß etwa um die erst vor dem Sommer beschlossene Aufhebung der Klassenschülerhöchstzahl. Diese müsse zurückgenommen werden. Ansonsten würden zu große Klassen drohen.
Teilweiser Rückbau der Zentralmatura
Auch bei der Zentralmatura würde die Gewerkschaft gerne einen Schritt zurück machen. Sie soll zwar nicht abgeschafft, aber zu einer teilzentralen Prüfungen umgewandelt werden. Nur ein Teil der Prüfungsfragen soll vom Staat vorgegeben werden. Um den Rest sollen sich wieder die Lehrer an den Schulen kümmern. Nur so könnten den unterschiedlichen Schulschwerpunkten bei der Matura wieder Rechnung getragen werden.
Handlungsbedarf sieht der Lehrergewerkschafter auch bei der Neuen Oberstufe (Nost), durch die das Sitzenbleiben fast ganz abgeschafft werden soll. Gleiches gilt für die Neuen Mittelschulen (NMS) sowie für die beschlossenen aber noch nicht umgesetzten Bildungsdirektionen, durch die die Landesschulräte künftig ersetzt werden sollen. All diese Reformen seien zu schnell über die Bühne gegangen. Das gewählte Tempo habe „keine Orientierung zugelassen“.
Von einer neuen schwarz-blauen Koalition fordert Weiß, „nicht gleich wieder blindlings aufs Gas zu steigen“. Bei etwaigen Reformen sollte sich die Regierung „nicht auf den Rat schulfremder Experten stützen, auch wenn sie warum auch immer in die Koalitionsverhandlungen eingebunden waren“, sagt Weiß mit einem Seitenhieb auf den Autor Andreas Salcher, der im Verhandlungsteam der ÖVP sitzt.