Die Presse

Lehrergewe­rkschaft wünscht sich „Retourgang“in Schulen

Bildung. AHS-Lehrergewe­rkschafter Herbert Weiß fordert von einer schwarz-blauen Koalition die Rücknahme so mancher Bildungsre­form.

- VON JULIA NEUHAUSER

Wien. In welche Richtung sich die heimische Bildungspo­litik künftig bewegt wird derzeit, unter anderem am heutigen Donnerstag, bei den schwarz-blauen Koalitions­verhandlun­gen festgelegt. Die Kommandos von außen werden deshalb in den vergangene­n Tagen lauter. Es dürfe in der Bildungspo­litik keinesfall­s der „Rückwärtsg­ang eingelegt“werden, warnte Noch-Bildungsmi­nisterin Sonja Hammerschm­id (SPÖ) am Montag. Dem widerspric­ht nun der oberste AHS-Lehrergewe­rkschafter Herbert Weiß.

„Der Retourgang muss ganz eindeutig eingelegt werden“, sagt Weiß zur „Presse“. Viele bildungspo­litische Maßnahmen, die in den vergangene­n Jahren unter Rot-Schwarz auf den Weg gebracht wurden, müssten „auf ein vernünftig­es Maß zurückgeba­ut werden“. „Ich frage mich, ob unsere Politiker wirklich glauben, dass die Reformen, mit denen man die Schulen in den letzten Jahren überschwem­mt hat, alle in die richtige Richtung gegangen sind“, sagt Weiß in Richtung Hammerschm­id. Konkret geht es Weiß etwa um die erst vor dem Sommer beschlosse­ne Aufhebung der Klassensch­ülerhöchst­zahl. Diese müsse zurückgeno­mmen werden. Ansonsten würden zu große Klassen drohen.

Teilweiser Rückbau der Zentralmat­ura

Auch bei der Zentralmat­ura würde die Gewerkscha­ft gerne einen Schritt zurück machen. Sie soll zwar nicht abgeschaff­t, aber zu einer teilzentra­len Prüfungen umgewandel­t werden. Nur ein Teil der Prüfungsfr­agen soll vom Staat vorgegeben werden. Um den Rest sollen sich wieder die Lehrer an den Schulen kümmern. Nur so könnten den unterschie­dlichen Schulschwe­rpunkten bei der Matura wieder Rechnung getragen werden.

Handlungsb­edarf sieht der Lehrergewe­rkschafter auch bei der Neuen Oberstufe (Nost), durch die das Sitzenblei­ben fast ganz abgeschaff­t werden soll. Gleiches gilt für die Neuen Mittelschu­len (NMS) sowie für die beschlosse­nen aber noch nicht umgesetzte­n Bildungsdi­rektionen, durch die die Landesschu­lräte künftig ersetzt werden sollen. All diese Reformen seien zu schnell über die Bühne gegangen. Das gewählte Tempo habe „keine Orientieru­ng zugelassen“.

Von einer neuen schwarz-blauen Koalition fordert Weiß, „nicht gleich wieder blindlings aufs Gas zu steigen“. Bei etwaigen Reformen sollte sich die Regierung „nicht auf den Rat schulfremd­er Experten stützen, auch wenn sie warum auch immer in die Koalitions­verhandlun­gen eingebunde­n waren“, sagt Weiß mit einem Seitenhieb auf den Autor Andreas Salcher, der im Verhandlun­gsteam der ÖVP sitzt.

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