Laster mit Autopilot
Innovation. Auf einer deutschen Autobahnstrecke sollen ab 2018 erstmals autonome Lkw-Züge getestet werden.
Derzeit suchen viele Frächter noch händeringend nach Fahrern, doch schon in wenigen Jahren könnte sich das grundlegend ändern. Laut einer Studie von McKinsey wird bereits 2025 jedes in Europa verkaufte Nutzfahrzeug vollautonom fahren können. „Damit verändern sich Stück für Stück die Spielregeln der Branche“, sagt Automotive-Experte Matthias Kässer, Co-Autor der Studie. Durch selbstfahrende Lieferfahrzeuge, haben die Studienautoren errechnet, könnten die Gesamtkosten beim Betrieb eines Fahrzeugs um bis zu 50 Prozent gesenkt, die Standzeiten verringert und die Auslastung erhöht werden. Derzeit machen die Fahrerkosten bei schweren Nutzfahrzeugen rund 30 bis 40 Prozent, bei leichteren Lieferfahrzeugen rund 60 Prozent aus.
Kolonnen auf der Autobahn
Wie nah man dieser Vision bereits ist, zeigt ein Projekt von DB Schenker: Die Deutsche Bahn-Tochter will im kommenden Jahr erstmals versuchsweise selbstfahrende LkwKolonnen auf die Autobahn schicken. Das Unternehmen arbeitet hierbei mit dem Lkw-Hersteller MAN und der Hochschule Fresenius, die die wissenschaftliche Evaluierung übernimmt, zusammen. Bei diesem sogenannten „Platooning“oder „Kolonnenfahren“werden mehrere hintereinander fahrende Lkw elektronisch vernetzt, wobei das erste Fahrzeug die Kontrolle übernimmt. Die restlichen Fahrzeuge folgen mit automatisierter Geschwindigkeit. Als Teststrecke wird die Autobahn 9 zwischen Nürnberg und München dienen. Gestartet werden soll zunächst mit unbeladenen Lastern, später dann mit Ladung. Und obwohl die Laster autonom fahren, wird zur Sicherheit in dieser Phase auch noch ein Fahrer in der Kabine sitzen. Künftig wird das nicht mehr nötig sein, meint Gerhard Nowak, Co-Autor einer weiteren Studie von PwC zum Thema: „Wenn der notwendige regulatorische Rahmen geschaffen wird, werden in zehn Jahren keine Lkw-Fahrer mehr für Langstrecken benötigt.“Neben den Fahrerkosten verspricht man sich vom automatisierten Platooning durch das „Windschattenfahren“auch Einsparungen beim Kraftstoffverbrauch von bis zu zehn Prozent. (ebe)