In 24 Stunden am Ladentisch
In den Wochen vor Weihnachten steigt der Bedarf an Fisch. Damit er auch frisch auf den Teller der Konsumenten kommt, ist eine ausgefeilte Logistik notwendig.
Öfter als sonst werden in den nächsten Wochen die Kühl-Sattelzüge des Tiroler Unternehmens Nothegger Transport Logistik von Paris, der Bretagne und der Normandie nach Österreich unterwegs sein. Nothegger ist Spezialist für den Transport von Frischfisch und dieser hat in der Zeit vor Weihnachten Hochsaison. Der Absatz der maritimen Köstlichkeiten verdoppelt sich zu den Festtagen und das heißt für Nothegger, dass seine 120 KühlSattelzüge fast permanent im Einsatz stehen. „Alle Frischgüter vom Salat bis zum Fisch transportieren wir damit“, erzählt Seniorchef Karl Nothegger.
Temperaturüberwachung
Frischer Fisch ist dabei das heikelste Transportgut: „Bei korrekter Kühlung darf er bis zu drei Tage unterwegs sein, aber wir fahren innerhalb 24 Stunden ab Paris nach Österreich“, berichtet der Unternehmer. Um diese knappe Zeit einzuhalten, sind die Laster mit zwei Fahrern besetzt, die Routen werden exakt getaktet. Online überwachen Sensoren die Temperaturen in den Kühltransportern, bei Abweichungen gibt es automatisch sowohl in der Firmenzentrale als auch im Führerhaus des Lkw Alarm.
Solcher Aufwand lohnt sich offenbar. Auf die Frage, ob in dieser Oberklasse des Transportgewerbes der Preiskampf weniger ausgeprägt sei, antwortet Nothegger mit zufriedenem Lächeln: „Ja, denn es gibt nur sehr wenige Anbieter auf diesem Niveau.“Dass bei temperaturempfindlichen Lebensmitteln nicht allein der Preis zählt, bestätigen die Auftraggeber der heiklen Transporte. Das sind vor allem Großhändler, die Gastronomie, Lebensmittelhandel und mitunter auch Endkunden.
Kanerta mit seiner Marke Cerny gehört dazu. Cerny bezieht Frischfisch aus ganz Europa. Eine wesentliche Rolle spielen dabei die großen europäischen Verladeplattformen, etwa Padborg in Dänemark, Frankfurt (Drehscheibe für per Flugzeug angelieferte Ware), Bremerhaven und Paris, erzählt Kanerta-Geschäftsführer Franz Tremschnig: „Den Transport ab der Plattform organisieren wir mit unseren zertifizierten und geprüften Logistikpartnern. National beliefern wir unsere Kunden mit unserem Eigenfuhrpark.“Dieses eigene Logistiknetzwerk mit Lagern und Kühltransportern sei neben den eigenen Gastronomiestandorten ein wichtiger Eckstein des Betriebes: „Insgesamt beliefern wir über dieses Netzwerk mehr als 6000 Kunden in ganz Österreich.“
Etwas anders hat die in mehreren europäischen Ländern tätige Cash & Carry-Kette Metro ihre Logistik organisiert. Das Unterneh- men sieht sich als größter Frischfisch-Vermarkter Europas. Zentrum des Frischfisch-Netzwerkes von Metro ist Prag. Die Ware, die unter anderem von den großen Verladeplattformen in Deutschland, Dänemark oder Frankreich kommt, werde zuerst in das zentrale Lager in der tschechischen Hauptstadt und anschließend in die Märkte in den angrenzenden Ländern geliefert, berichtet Arno Wohlfahrter, Metro-CEO in Österreich. Diese Organisationsform gewährleiste, dass die Fische spätestens 48 Stunden nach dem Fang im Meer im österreichischen MetroMarkt seien.
Netz von Einkäufern
Metro kauft schon seit einiger Zeit nicht mehr auf den internationalen Großmärkten ein, sondern direkt bei den Fängern: „So bekommen wir die Frische, die wir wollen. Auf den Großmärkten steht die Ware oft schon einen Tag“, sagt Wohlfahrter. Metro habe ein reaktives und ein aktives Fischgeschäft, erzählt er weiter. Einerseits werde saisonale Ware angeboten, andererseits werde versucht, Wünsche der Kunden in der Gastronomie zu erfüllen. Dafür braucht es einen engen Kontakt zu den Kunden auf der einen Seite und ein dichtes Netzwerk von Einkäufern auf der andern. „Diese Profis wissen als Allererste, was auf den Schiffen gefangen wurde.“
„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“, heißt es bei den Frischfisch-Spezialisten. Bei Eurogast Österreich, einem Zusammenschluss von elf privaten Großhändlern, sind alle relevanten Vorgänge nach den Richtlinien des „International Food Standard“(IFS) zertifiziert: „Wir haben sämtliche Prozesse analysiert und dementsprechende Checkpunkte eingebaut“, berichtet Susanna Berner, Leiterin des Unternehmens. Die Qualität der Ware werde ebenso kontrolliert wie die optimalen Temperaturen bei Transport und Lagerung und viele weitere Details. „Wir stecken sehr viele Ressourcen in diese Kontrollen, wir führen aufwendige MitarbeiterSchulungen durch und wir setzen, wo es notwendig ist, auf persönliche Kontrollen, denn vieles funktioniert auf diese Weise besser und sicherer als automatisiert“, meint Berner. Viel Aufwand, damit der Fisch letztlich frisch auf dem Teller des Konsumenten landet.