Die Presse

Wiener Fotomuseum „WestLicht“ist gefährdet

Betreiber Peter Coeln bietet an, seine Sammlung einem zentralen Fotomuseum zu vermachen.

- VON THOMAS KRAMAR

Ist die Kulturstad­t Wien auch ein Zentrum der Kunstform Fotografie? Wenn nicht, wie kann sie das werden? Ist es sinnvoll, ein zentrales Museum für Fotografie zu gründen? Wann immer das diskutiert wird, fällt der Name Peter Coeln. Respektive der Name seines Foto- und Kameramuse­ums „WestLicht“(offiziell „Schauplatz für Fotografie“genannt) in der Wiener Westbahnst­raße: Coeln betreibt es seit 16 Jahren, es ist zum Zentrum eines kleinen Foto-Clusters im siebten Bezirk geworden. Spannende Ausstellun­gen gab es dort; morgen, Freitag, wird eine weitere eröffnet: „The Polaroid Project“, gespeist aus Coelns Sammlung.

Doch nun ist der Bestand gefährdet. Die Firma Leica, die es – über zwei LeicaShops und ein ebenfalls „WestLicht“genanntes Auktionsha­us für historisch­e Kameras – bisher mit 400.000 Euro jährlich unterstütz­t hat, hat bisher nicht zugesagt, diese Förderung weiterzufü­hren. Sie hat 2013 von Coeln 74,9 Prozent der Anteile an den beiden Shops und dem Auktionsha­us übernommen; er habe damit gerechnet, sagt Coeln, dass Leica weiterhin das – als gemeinnütz­iger Verein mit ihm als Präsident geführte – Museum „WestLicht“unterstütz­en werde, doch dafür gebe es nur ein mündliches Agreement.

Petition „Rettet das Fotomuseum“

Versuche Coelns, Förderunge­n vom Kulturmini­sterium und/oder der Stadt Wien zu bekommen, fruchteten bisher nichts. So startete er eine Petition. „Schon in den ersten 30 Stunden kamen 9000 Unterschri­ften“, sagt er: „Da merkt man, wie positiv besetzt das WestLicht ist.“

In dieser prekären Situation erinnert man sich wieder an die Pläne für ein zentrales Fotomuseum: Josef Ostermayer, Kulturmini­ster bis 2016, hatte sich sehr dafür interessie­rt; ein Standort war bereits avisiert: im Museumsqua­rtier, in derzeit von den Wiener Linien genutzten Räumen. Es gab auch schon Gespräche mit MQ-Leiter Christian Strasser und Stadträtin Ulli Sima, sie versiegten aber nach Ostermayer­s Abgang. Sein Nachfolger Thomas Drozda hat Sektionsch­ef Jürgen Meindl und Ex-Kunsthalle-Chef Gerald Matt mit einer Studie beauftragt. Dass die Sache ruht, liegt wohl auch am Warten auf eine neue Regierung, von der man naturgemäß nicht weiß, ob sie bzw. ein etwaiger Kulturmini­ster dem Projekt eines Fotomuseum­s gewogen sein wird.

Wenn ein solches zustande kommen sollte, könnte er die Infrastruk­tur seines „WestLicht“zur Verfügung stellen, bietet Coeln an, und ihm seine Sammlung als Schenkung vermachen. Was hätte er davon? „Die Gewissheit, dass die Sammlung in ihrer Gesamtheit bestehen bleibt.“

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