Burg-Gespräch über das „trunkene“Schiff Europa
Mircea C˘art˘arescu und Barbi Markovi´c reden mit Martin Pollack.
Mit Arthur Rimbauds düsterem, moderne wie auch brüchige Zeiten ahnenden Langgedicht „Das trunkene Schiff“aus dem Jahre 1871 vergleicht der rumänische Schriftsteller Mircea Cart˘arescu˘ die Situation Europas in unseren Tagen. Etwas Wesentliches scheint ins Schwanken geraten zu sein, wir alle seien schuld daran, dass der Kontinent in diesem fragilen Zustand sei. Cart˘arescu˘ und die aus Belgrad stammende, in Wien lebende Autorin Barbi Markovic´ werden sich diesem Thema aus der Sichtweise Südosteuropas widmen, sie sind diesen Donnerstag in der Reihe „Grenzgänger/Grendenker“zu Gast, die vom Burgtheater im Kasino veranstaltet wird. Das Gespräch wird vom Übersetzer und Autor Martin Pollack geführt, es lesen Philipp Hauß und Marie-Luise Stockinger.
In seiner Romantrilogie „Orbitor“– sie liegt seit 2014 auch in deutscher Übersetzung vollständig vor – hat Cart˘arescu˘ die kommunistische Periode seiner Heimat meisterhaft und komplex dargestellt. Die Geschichte endet 1989 mit dem Umbruch, dem Fall des Regimes Ceaucescu.¸ Diese Trilogie mit ihren vielen Erzählsträngen liest sich wie eine Vision. Als furiose „Popliteratin“hat sich Cart˘arescus˘ Gesprächspartnerin, die seit elf Jahren in Österreich wirkende Serbin Barbi Markovic, einen Namen gemacht. Ihre auf Serbisch verfasste Übertragung der Thomas Bernhard-Erzählung „Gehen“in die Belgrader Clubszene erschien 2009 unter dem Titel „Ausgehen“. Viel beachtet wurde auch ihr Roman „Superheldinnen“über drei mittellose Mittdreißigerinnen aus Ex-Jugoslawien in Wien. (sim/norb)