Liste Pilz oder Vorwärts? Noll und Pilz streiten
Kulissengespräche. Wie links soll die Partei sein? Wie soll sie heißen? Welche Rolle soll Pilz spielen? Alfred Noll und Peter Pilz sind gerade öfter nicht einer Meinung.
Wien. Peter Pilz erinnerte in den vergangenen Wochen an Jörg Haider. Wie dieser kündigte Pilz zuerst seinen Rückzug an, um ihn wenig später wieder zu relativieren, kurz darauf beinahe zu revidieren – um schlussendlich doch mitzuteilen, dass er gehen werde.
Zumindest auf Urlaub, damit er dort mit seiner Frau die Vorwürfe der sexuellen Belästigung, die gegen ihn erhoben wurden, verarbeiten könne. Und um in Ruhe zu überlegen, wie ein politisches Comeback gelingen könnte. Wie dieses allerdings aussehen soll, darüber soll es im Klub aber grö- bere Meinungsverschiedenheiten geben. Die einen wollen Pilz unbedingt im Parlament sehen – dafür müsste aber jemand auf sein Mandat verzichten.
Manch anderer Abgeordnete findet, dass Pilz sich eine andere Rolle suchen solle, die aber nicht im Parlament angesiedelt sein sollte. Vor allem zwischen Pilz und Alfred Noll soll es heftige Diskussionen zu Pilz’ künftiger Funktion, aber auch zur Ausrichtung der Partei generell geben.
So stellt sich etwa die Frage, ob diese weiterhin auf Pilz zugeschnitten sein soll oder eine breiter werden könnte. Pilz will dem Vernehmen nach Ersteres, Noll Zweiteres. Noll soll sich auch prinzipiell eine deutlich linkere Politik wünschen. Mit der Frage nach der politischen Linie geht auch jene einher, wie die Parteiakademie künftig ausgerichtet sein soll – und ob Pilz diese leiten könnte. Pilz schwebt vor, dass diese eine Art investigative Plattform werden könnte, die auch ein Medium herausgeben könnte.
Noll, so hört man, will die Akademie zum linken Thinktank machen. Schon im Wahlkampf haben sich etliche Linke für Pilz engagiert, vor allem ehemalige Kandidaten von Der Wandel. Mit der ehemaligen ÖHVorsitzenden Barbara Blaha soll es konkrete Gespräche über eine Kandidatur gegeben haben. Sie soll das Angebot in letzter Sekunde ausgeschlagen haben. Eine Parteiakademie, die als linker Thinktank aufgestellt ist, könnte tatsächlich auf Interesse stoßen. In der Vergangenheit hat es einige Versuche gegeben, eine neue Linke zu organisieren – Der Wandel und Aufbruch sind zwei Projekte. Es scheiterte schlussendlich wohl auch am Geld, um Strukturen professionell hochzuziehen. Die Liste Pilz brächte diese mit.
Konzentration auf Wien-Wahl
Weitere Uneinigkeiten soll es zum Namen der Partei geben. Während Pilz verständlicherweise noch immer den Namen Liste Pilz favorisiert, wollen viele die Partei in Vorwärts umzubenennen.
Auch ist noch immer unklar, wie man die rund 150 Kandidaten, die bei der Nationalratswahl in ganz Österreich für die Liste Pilz angetreten sind, weiter an die Partei binden will. Ein Antreten der Liste bei den Landtagswahlen in Tirol, Salzburg, Kärnten und Niederösterreich gilt nach den jüngsten Rückschlägen als wenig wahrscheinlich. Man wolle sich auf die Wien-Wahl 2020 konzentrieren, wurde gegenüber der „Presse“kommuniziert. Bis dahin müssen engagierte potenzielle Kandidaten aber an die Partei gebunden und beschäftigt werden – und auch für neue Interessierte wird eine Anlaufstelle geschaffen werden müssen.
Bis Anfang Jänner sollen die wichtigsten Fragen geklärt sein. Spätestens dann wird sich wohl weisen, ob, wo und wann Peter Pilz versuchen wird, die Politbühne wieder zu betreten.