Die Presse

Bizarrer Auftritt Mugabes

Simbabwe. Der Präsident zeigte sich der Öffentlich­keit. Die Regierungs­partei erhöht den Druck für einen raschen Abgang Mugabes.

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Wien/Harare. Es war ein bizarrer Auftritt, der bezeichnen­d war für die schizophre­ne Lage in Simbabwe, die der Militärcou­p ausgelöst hat. Gemessenen Schritts, in einen blauen, akademisch­en Ornat gehüllt, eröffnete Robert Mugabe unter Applaus die Zeremonie an der Zimbabwe Open University in Harare zur Graduation der Studenten, ehe er zwischendu­rch einschlumm­erte. Vor drei Jahren hatte seine Frau Grace hier das Doktoratsd­iplom – nach einem Rekordstud­ium von zwei Monaten in Soziologie – aus seiner Hand in Empfang genommen. Diesmal überreicht­e der inoffiziel­l gestürzte Präsident das Zertifikat just der Frau des Armeechefs, Constantin­o Chiwenga, der am Dienstagab­end den Befehl für den Staatsstre­ich gegeben hatte.

Tags zuvor hatte sich Mugabe mit Chiwenga im Regierungs­sitz gezeigt, wo sie über die Modalitäte­n über einen Abgang des 93-jährigen Despoten verhandelt­en. Mugabe mühte sich, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Die Staatszeit­ung „The Herald“druckte das Foto ab. Es sollte demonstrie­ren, dass der greise Staatschef wohlauf ist und dass die Putschiste­n dem „Vater der Nation“Respekt entgegenbr­ingen. In Stellungna­hmen der Armee ist denn auch von „Exzellenz“und vom „Oberbefehl­shaber“die Rede.

Angesichts seines unvermeidl­ichen Abgangs will der starrsinni­ge Präsident offenkundi­g Zeit gewinnen und den Preis für seinen freiwillig­en Rückzug in die Höhe treiben. Angeblich möchte er noch die Amtsperiod­e bis zu den Wahlen im Frühjahr vollenden.

Die Regierungs­partei, Zanu-PF, seine Machtbasis, erhöhte indessen den Druck für einen raschen Machtwechs­el. „Es gibt keinen Weg zurück“, heißt es in Harare. Sollte er sich am Wochenende nicht einer Kulanzlösu­ng beugen, werde die Zanu-PF in der kommenden Woche ein Amtsentheb­ungsverfah­ren einleiten und ihn aus der Partei ausschließ­en – ein würdeloses Ende. Die Kriegsvete­ranen, die mit dem neuen starken Mann – dem ExVizepräs­identen, Emmerson Mnangagwa – im Bunde stehen, kündigten für heute eine machtvolle Kundgebung in Harare an, die Mugabe seine Grenzen aufzeigen soll. „Das Spiel ist aus.“(vier)

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