Fanfare, Baby!
E iner
der großen Vorsätze von (jungen) Eltern lautet: Wir machen alles ganz anders. Als die eigenen Eltern, und auch anders als all die Eltern im Bekanntenkreis. Die, die ihren Kindern furchtbares Plastikspielzeug kaufen etwa. Kommt gar nicht infrage. So zumindest der Plan. Nach einigen Jahren Praxis muss man einräumen: Ganz so massiv anders hat man es vielleicht doch nicht gemacht. Und die üblen Elternphrasen a` la „Wenn du nicht mitkommst, bleibst du eben allein stehen“sind einem mitunter auch über die Lippen gekommen. (Immerhin noch nie das ganz schlimme „Wenn die Sara von der Brücke springt, springst du dann auch?“)
Beliebt auch: „So was hat es früher nicht gegeben.“Manches allerdings, die umgekehrte Form des Wehklagens sozusagen, hat es früher sehr wohl gegeben und heute nicht mehr. Festnetz-Viertelanschlüsse etwa. (Wieso man denen nachtrauert, ist rational natürlich überhaupt nicht zu erklären.) Das Kind unterbricht derartige Sentimentalitätsgeschichten gern mit einem „Das hast du mir schon erzählt“. Neulich aber wurde es hellhörig, als ich ihm mitteilte: Es gibt wieder Fanfare.
Fan was?, fragt das Kind, und ich führe also aus: diese unglaublich guten Waffelröllchen aus meiner Kindheit. Die gibt es jetzt wieder (wie eh alles Alte), in einer Limited Edition natürlich, auf dass die 1980er-Kinder eilig die Regale leer räumen. Habe ich natürlich getan und die gemeinsame Verkostung selbiger Röllchen, von denen ich als Kind immer nur eines durfte, weil die Oma meinte, dass die so teuer seien, fiel generationenübergreifend positiv aus. Himmlisch, diese Fandingsbums, sagt das Kind und würde dazu am liebsten ein Dreh&Trink trinken, denn ja, diese picksüße bunte Limonade gibt es immer noch, und ganz selten bekommt das Kind eine − natürlich nur deshalb, weil ich als Kind nie, nie ein Dreh&Trink haben durfte. Umgekehrt musste ich als Kind ständig ein Unterleiberl tragen (und in die Hose stopfen), was ein leichtes Trauma hinterlassen hat, weshalb das Kind fast nie ein Unterleibchen anziehen muss. Sie sehen, manches mache ich also doch anders. Aber erzählen Sie das bloß nicht den Omas.