Die Presse

Fanfare, Baby!

- VON MIRJAM MARITS E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

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der großen Vorsätze von (jungen) Eltern lautet: Wir machen alles ganz anders. Als die eigenen Eltern, und auch anders als all die Eltern im Bekanntenk­reis. Die, die ihren Kindern furchtbare­s Plastikspi­elzeug kaufen etwa. Kommt gar nicht infrage. So zumindest der Plan. Nach einigen Jahren Praxis muss man einräumen: Ganz so massiv anders hat man es vielleicht doch nicht gemacht. Und die üblen Elternphra­sen a` la „Wenn du nicht mitkommst, bleibst du eben allein stehen“sind einem mitunter auch über die Lippen gekommen. (Immerhin noch nie das ganz schlimme „Wenn die Sara von der Brücke springt, springst du dann auch?“)

Beliebt auch: „So was hat es früher nicht gegeben.“Manches allerdings, die umgekehrte Form des Wehklagens sozusagen, hat es früher sehr wohl gegeben und heute nicht mehr. Festnetz-Viertelans­chlüsse etwa. (Wieso man denen nachtrauer­t, ist rational natürlich überhaupt nicht zu erklären.) Das Kind unterbrich­t derartige Sentimenta­litätsgesc­hichten gern mit einem „Das hast du mir schon erzählt“. Neulich aber wurde es hellhörig, als ich ihm mitteilte: Es gibt wieder Fanfare.

Fan was?, fragt das Kind, und ich führe also aus: diese unglaublic­h guten Waffelröll­chen aus meiner Kindheit. Die gibt es jetzt wieder (wie eh alles Alte), in einer Limited Edition natürlich, auf dass die 1980er-Kinder eilig die Regale leer räumen. Habe ich natürlich getan und die gemeinsame Verkostung selbiger Röllchen, von denen ich als Kind immer nur eines durfte, weil die Oma meinte, dass die so teuer seien, fiel generation­enübergrei­fend positiv aus. Himmlisch, diese Fandingsbu­ms, sagt das Kind und würde dazu am liebsten ein Dreh&Trink trinken, denn ja, diese picksüße bunte Limonade gibt es immer noch, und ganz selten bekommt das Kind eine − natürlich nur deshalb, weil ich als Kind nie, nie ein Dreh&Trink haben durfte. Umgekehrt musste ich als Kind ständig ein Unterleibe­rl tragen (und in die Hose stopfen), was ein leichtes Trauma hinterlass­en hat, weshalb das Kind fast nie ein Unterleibc­hen anziehen muss. Sie sehen, manches mache ich also doch anders. Aber erzählen Sie das bloß nicht den Omas.

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