Die Profikarriere ist in Schwung
Golf. Matthias Schwab, 22, tritt 2018 bei der European Tour an. Der Steirer zeigte früh sein Talent und ist in der Studienzeit in den USA gereift, sieht aber noch viel Potenzial: „Man ist nie perfekt.“
Ich hatte noch gar keine Zeit, mir den Kopf über die nächsten Ziele zu zerbrechen, aber langweilig wird es sicher nicht werden.
Wien. Nicht nur auf dem Golfplatz geht es im Leben von Matthias Schwab derzeit Schlag auf Schlag. Dem Uni-Abschluss im Mai folgte im Juni das Profi-Debüt, am Donnerstag sicherte sich der Steirer in der Tour School die Spielberechtigung für die European Tour und hält 2018 neben Bernd Wiesberger die rot-weiß-rote Fahne hoch. „Ich könnte Bücher schreiben über das, was alles in den letzten fünf Monaten passiert ist“, erzählte der 22-Jährige beim Zwischenstopp in Wien. Nach einem Skitag in der Heimat fliegt er am Sonntag zurück in die USA, wo die Vorbereitung auf das erste Jahr in Europas höchster Spielklasse beginnt.
Erstmals im Rampenlicht stand Schwab im zarten Alter von elf Jahren. Bei „Wetten, dass . . ?“jonglierte er auf einem Einrad fahrend Golfbälle auf einem Schläger und wurde zum Wettkönig gewählt. Sein Talent im Umgang mit dem kleinen weißen Ball hat sich früh herauskristallisiert, das Ziel ebenso: „Ich wollte von klein auf Profi werden.“Die Zusammenarbeit mit der deutschen Trainerlegende Willi Hofmann bescherte schon als Amateur große Erfolge. Als 15-Jähriger schaffte Schwab bei den Austrian Open 2010 als damals drittjüngster Spieler der Geschichte den Cut bei der European Tour und sorgte mit dem 32. Endrang auch für die beste Platzierung seiner Altersklasse.
Zwei Jahre später, inzwischen in den Top Ten der Amateurweltrangliste, zeigte Schwab beim Junior Ryder Cup auf. Europa verlor zwar das Kontinentalduell mit den USA, doch sein Eagle aus gut 150 Metern ging um die Welt. Ausgestattet mit einem Golfstipendium der renommierten Vanderbilt University übersiedelte der Steirer im Sommer 2013 nach Nashville und begann European Studies and Management zu studieren. Vater Andreas, ehemaliger Bobfahrer sowie Geschäftsführer der Österreichischen Sporthilfe (1993–1997) und der nationalen Anti-Doping-Agen- tur (2008–2012), hat stets großen Wert auf die Ausbildung gelegt. 2014 verdeutlichte eine hartnäckige Rückenverletzung Schwab junior, wie schnell es mit dem Traum vorbei sein könnte.
PGA-Premiere und Titel
Vier Jahre verbrachte Schwab in den USA, diese Zeit möchte er bei aller Heimatverbundenheit („Ich schätze den sozialen Frieden und die Sicherheit“) keinesfalls missen. „Ich wurde sehr selbstständig, weil ich alles allein machen musste. Da- von habe ich in jederlei Hinsicht meines Lebens profitiert“, sagt er überzeugt. Die sportliche Entwicklung verlief ebenfalls nach Wunsch: Der Sieg beim Arnold Palmer Cup, bei dem US-Studenten gegen europäische antreten, ermöglichte im Frühjahr einen Start in der PGATour, zum Abschied führte er das Collegeteam Commodores als Kapitän zum Conference-Titel.
Nach dem Abschluss wechselte Schwab ins Profi-Lager und gab seine Premiere in der Heimat bei den Lyoness Open. Anschließend trat er bei der zweitklassigen Challenge Tour an. Die Bilanz: 16 Turniere, 16 geschaffte Cuts. Mit 61.979 Euro Preisgeld verpasste er als 33. zwar den direkten Aufstieg, meisterte jedoch den Umweg über die Tour School. „Das war die Draufgabe. Das erste Jahr ist super gelaufen, ich habe viele Erfahrungen gesammelt“, resümierte Schwab.
Sein Spiel sieht der Fan von Bayern München ohne extreme Stärken oder Schwächen, „vom Tee bis zum Putt gibt es noch viel Potenzial“. Genau das macht für ihn den Reiz des Sports aus. „Man ist nie perfekt.“Rund 15 Turniere
Matthias Schwab blickt in die Zukunft.
und einige Einladungen erwarten Schwab, der als Heeressportler ab Jänner die Grundausbildung absolviert, im nächsten Jahr bei der European Tour. Dass es als Profi um viel Geld geht, sei nebensächlich. „Natürlich ist es für das Ranking ein Thema, aber meine Einstellung zum Sport hat sich nicht verändert. Ich spiele nicht des Geldes wegen, sondern, weil Golf ein faszinierender Sport ist.“