Die Presse

King, Vonn und Co.: Übrig bleibt nur das Spektakel

Kampf der Geschlecht­er. Die Hollywood-Produktion „Battle of the Sexes“lässt den Vergleich zwischen Frauen und Männern wieder aufleben, Beispiele aus der Sportgesch­ichte aber untermauer­n die Sinnlosigk­eit solcher Duelle.

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Wien. Eines vorweg: Bei Duellen zwischen Frauen und Männern ist der sportliche Wettkampf eine Farce. Die Bestleistu­ngen der Frauen mögen sich jenen der Männer annähern, den physiologi­schen Unterschie­den aber ist nicht beizukomme­n. Männer haben mehr Muskelmass­e, höhere Sauerstoff­Aufnahme-Kapazität, geringere Herzfreque­nz, größeres Lungenvolu­men, weniger Körperfett­anteil und extremität­enbetonter­en Körperbau, männliches Testostero­n hat zudem anabole Wirkung.

Das gesagt, bleibt den Geschlecht­erduellen nur der Showcharak­ter. Und so sind sie auch konzipiert, als Marketings­trategie, um Schlagzeil­en zu provoziere­n, den Werbewert zu steigern. Deutlich wird das nicht zuletzt bei Lindsey Vonn. Seit 2012 will sie an der Herrenabfa­hrt in Lake Louise teilnehmen, die Entscheidu­ng ist nach wie vor ausständig. Wäre Vonn aber ernsthaft an einem Vergleich interessie­rt, sie hätte längst als Vorläuferi­n der Männer starten können. Marlies Schild hat das 2012 beim Slalom in Schladming getan, lag knapp drei Sekunden hinter Marcel Hirschers Laufbestze­it und hätte sich als 25. für den zweiten Lauf qualifizie­rt. Doch Skisport ist zu materialun­d kursabhäng­ig, die Aussagekra­ft solcher Vergleiche gering. Wegen Radiusvort­eilen ihrer kürzeren Skier sind Frauen im Riesentorl­auf auf bestimmten Strecken ohnehin schneller als Männer.

Nächste Woche läuft „Battle of the Sexes“in den österreich­ischen Kinos an. Der Film erzählt, wie die 29-jährige Tennisspie­lerin Billie Jean King 1973 in Houston den 55-jährigen, pensionier­ten Profi Bobby Riggs 6:4, 6:3, 6:3 besiegte. Als Tennis-Doubles für King und Riggs (er starb 1995) wurden Kaitlyn Christian, US-Profi auf ITFEbene, und der ehemalige Top-20-Spieler Vincent Spadea engagiert, erstmals überzeugt eine Hollywood-Produktion auch mit realistisc­hem Leinwandte­nnis.

Über den Ausgang des echten Battle of the Sexes aber gibt es Zweifel. Der spielsücht­ige Riggs habe absichtlic­h verloren, um Mafia-Schulden zu begleichen, lautet eine Theorie, sein Sohn bestätigte zumindest entspreche­nde Kontakte. Noch wenige Monate zuvor hatte Riggs außerdem die Nummer eins, Margaret Court, vernichten­d geschlagen. Und auch alle weiteren Geschlecht­erduelle im Tennis waren klare Angelegenh­eiten für die Männer.

Karsten Braasch, ein kettenrauc­hender, dem Rotwein nicht abgeneigte­r deutscher Profi im Spätherbst seiner Karriere (beste Platzierun­g: 38), besiegte die jugendlich­e Serena Williams 6:1, dann Schwester Venus 6:2. Nach eigenem Bekunden hatte er ein paar Radler intus, Augenzeuge­n berichten von Zigaretten­pausen beim Seitenwech­sel. Donald Trump schlug wenig später John McEnroe ein Duell mit Serena Williams in seinem Casino vor, der Sieger sollte eine Million Dollar erhalten. Es kam nie dazu, der inzwischen 58-jährige McEnroe behauptete aber noch vor wenigen Jahren, er würde Serena jederzeit besiegen. Auch ein Österreich­erDuell gab es, die 29-jährige Sybille Bammer unterlag 2009 dem 13 Jahre älteren Thomas Muster 3:6, 2:6.

Heute fördert zumindest der Vergleich im Tennis mitunter Bemerkensw­ertes zutage: Zu ihrem French-Open-Titel 2017 schoss sich Jelena Ostapenko, 20, mit Vorhandsch­lägen, die im Schnitt 122 km/h schnell waren und damit flotter als jene von Andy Murray (117 km/h). Was aber möglich ist, zeigte Dominic Thiem. Er schlug seine Vorhand in Paris im Schnitt mit 135 km/h. (joe)

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[ Reuters ] Billie Jean King, 44 Jahre nach dem „Battle“.

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