Die Presse

Vorbild Schweden? – Schweden ist anders

- 8020 Graz

Entwicklun­g ihren Lauf, die Österreich/Europa gesellscha­ftlich völlig umgestalte­t. Jahrzehnte fleißiger/ambitionie­rter Aufbauarbe­it in allen Bereichen der Gesellscha­ft werden in relativ kurzer Zeit zunichte gemacht. „Wozu braucht es mehr als 800 Kollektivv­erträge?“, Analyse von Gerhard Hofer, 11. 11. Agenda Austria behauptet, dass auch andere Systeme einen flächendec­kenden Schutz durch Kollektivv­erträge (KV) und sozialen Frieden gewährleis­ten, etwa Schweden. Die „Presse“vom 11. 11. kritisiert gleichzeit­ig Zentralisi­erung und Zersplitte­rung (!) der Lohnverhan­dlungen in Österreich.

Was ist dran an der Kritik? Schweden ist anders: Es gibt dort keine Betriebsrä­te, die Gewerkscha­ften können direkt mit dem Betrieb Bedingunge­n verhandeln. Weil die Betriebe das nicht wollen, treten sie Arbeitgebe­rverbänden bei, damit diese mit der Gewerkscha­ft KV verhandeln. Dieses System funktionie­rt nur in Schweden. Ähnliche Systeme gibt es in Finnland und Dänemark. Dort wird aber viel gestreikt, der soziale Friede ist also nicht gesichert.

Frankreich erreicht eine so hohe KV-Bindung wie wir, weil eine Behörde dort die KV der freien Verbände für alle Unternehme­n für verbindlic­h erklärt. Der Haken: Frankreich ist Spitze bei Streiks, also auch kein sozialer Frieden. In Deutschlan­d gibt es zwar wenig Streiks, aber nur jeder zweite Arbeitnehm­er ist von einem KV geschützt. Fazit: Unser System ist doch das einzige, das Schutz und sozialen Frieden bringt.

Zum Vorwurf der Zentralisi­erung und Zersplitte­rung: Ja, es gibt bei uns nur wenige Hauptakteu­re, ÖGB und Teilgewerk­schaften, WKO und Fachverbän­de. Diese schließen aber jährlich über 400 KV ab, die auf die Bedürfniss­e der Branchen, Firmen und Mitarbeite­r eingehen. Was die

Newspapers in German

Newspapers from Austria