Die Presse

Medien tragen einen Teil der Verantwort­ung

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machen. Aber die jahrzehnte­lang gepflegte „Bewahrungs­kultur“und ein fast schon einzigarti­ges „Trägheitsp­rinzip“der österreich­ischen Innenpolit­ik lassen das in unserem Land offenbar nicht zu.

Hierzuland­e gilt nach wie vor: „Des woar scho imma so – warum solltat ma do wos ändern?!“

Mit einer – längst überfällig­en – grundlegen­den Staatsrefo­rm könnte man die finanziell­en Voraussetz­ungen für einen massiven Schuldenab­bau erreichen. Aber diese „heiße Kartoffel“wagt offensicht­lich keine politische Bewegung dieses Landes anzufassen. Da könnte man sich ja – mit Blick auf die nächste Wahl – womöglich die Finger verbrennen.

Das am meisten verwendete Wort im türkis-schwarzen Wahlkampf war wohl „Veränderun­g“. Jetzt müssen diesen vollmundig (großmaulig­en) Worten auch entspreche­nde Taten folgen. Die Bürgerinne­n und Bürger erwarten sich das!

Jetzt muss geliefert werden! „Fall Pilz und die Folgen . . .“, GK von Thomas Heinz, 17. 11. Die Demokratie­n Europas und der USA sind vielfach in Bedrängnis. Brexit, Wahlen in Amerika und Polen, ein verfassung­swidriges Referendum in Katalonien sind Beispiele dafür. Im Gastkommen­tar legt Dr. Heinz seinen Finger auf eine der schwelende­n Wunden: die für die Demokratie unverzicht­baren Medien, nicht zuletzt der Printpress­e, erweisen ihr einen zunehmend schlimmen Dienst.

Das verantwort­ungslose Einsetzen der Macht der Medien für die Interessen bestimmter Gruppen – Brexit ist ein gutes Beispiel dafür, auch in Österreich sind solche, weniger dramatisch­e Beispiele, zur Genüge zu finden –, das sinnlose Spekuliere­n über Inhalte von naturgemäß vertraulic­hen Verhandlun­gen und über Personalfr­agen, das Erheben von Vermutunge­n zu Wahrheiten, insbesonde­re das ständige Herbeischr­eiben von Kon- flikten etc. – der Gastkommen­tar beschreibt die Situation zutreffend.

Das Gefühl, dass Politiker und Politik von den Medien vor sich her getrieben werden, wird von vielen politisch Interessie­rten geteilt. Die Hauptschul­d für diese Situation haben unsere Politiker, denen es oft an Geradlinig­keit und weltanscha­ulicher Verankerun­g fehlt. Aber auch die Medien tragen einen Teil der Verantwort­ung.

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