Die Presse

Schöner Ski fahren am Arlberg

Seitdem am Arlberg dank neuer Verbindung­en und „Run of Fame“-Skirunde noch mehr los ist, besinnen sich Insider auf alte Qualitäten.

- VON GEORG WEINDL

Von den prominente­n Gästen könne man beim Skifahren schon etwas lernen. Derjenige, der das sagt, spricht aus Erfahrung: Willy Skardarasy, Seniorchef des noblen Zürser Hofs, hat genug Erfahrung mit der Winterspor­tsociety. Das Lernen bezieht sich nicht auf die Skitechnik. Dafür haben sie am Arlberg Hundertsch­aften von Skilehrern. Nein, es geht darum, wie man wieder mit mehr Genuss und weniger Stress Ski fährt. „Grad die prominente­n Gäste gehen später auf die Piste, machen sich keinen Druck, gönnen sich ein Mittagesse­n und genießen den Tag“, sagt Skardarasy. Früher war das ohnehin anders: „Da haben sie sich mehr Zeit genommen, haben nicht gejammert, wenn sie einmal beim Lift stehen mussten, was früher nicht so selten war. Und dann ist man zum FünfUhr-Tee noch zum Tanzen gegangen. Und heute?“Da ziehen frühmorgen­s die Karawanen von St. Anton herüber, hetzen durch Zürs in Richtung Zürser See, damit sie bis Nachmittag den neuen Run of Fame schaffen, die Skirunde von St. Anton nach Warth-Schröcken und retour. Höchste Zeit, dass man sich wieder auf das gute alte Genussskif­ahren besinnt, meint Skardarasy. Sein Vater, Ernst, war da Experte, war seinerzeit mit dem Schah von Persien auf der Piste unterwegs und hat ihn dazu gebracht, dass er Skardarasy­s Gewohnheit folgte und nach dem Essen einen kleinen Mittagssch­laf einlegte. Das Genussskif­ahren geht am besten, wenn man einem Skilehrer und Guide wie Bernie Huber folgt. Er macht mit den Gästen des Fünfsterne-Superior-Hotels genau das. „Das elegante Skifahren steht beim aktuellen Skilehrpla­n wieder ganz im Mittelpunk­t. Und die Leute wollen keinen Stress, wollen entschleun­igen und dabei aber etwas erleben.“Zum „Schön-Skifahren“braucht es am Arlberg nicht viel. Nur feine Abfahrten und gute Hütten, die Huber im Folgenden verrät – mit dem kleinen, feinen Zürs als zentralem Ausgangspu­nkt.

Zürser Täli und Flexenhütt­e

Für Huber ist die Zürser Runde der Klassiker für den Vormittag. Mit dem Zürsersee-Sessellift hinauf, danach links mit der Sesselbahn zum Muggengrat, und dann steht man oben bei der Einfahrt ins Zürser Täli, wo vormittags die Sonne perfekt hineinsche­int. Eine lange, anspruchsv­olle Abfahrt mit grandiosem Panorama und ganz unten mit der Flexenhütt­e als stilgerech­tem, finalem Einkehrsch­wung auf einen Espresso oder Cappuccino.

Madloch und Balmalp-Hütte

Die Madlochabf­ahrt am späteren Vormittag ist ein Klassiker. Über den Zürsersee und den guten alten Madlochlif­t kommt man aufs Madloch. Die überwiegen­d breite Naturpiste gehört zu den schönsten am Arlberg und endet nach knapp 1000 Höhenmeter­n in Zug. Sportliche­s Genussfahr­en in Perfektion. In Zug geht’s auf der anderen Seite mit dem Sessellift direkt zur Balmalphüt­te mit großer Terrasse und 360-Grad-Panorama.

Stierloch und Alpenblick

Das Stierloch sei ein Off-PisteKlass­iker, empfiehlt Huber. Rauf kommt man wie zur Madlochabf­ahrt, oben aber geht’s durch einen kleinen Kessel und mit einem kurzen Anstieg zum Stierloch. Knapp 1000 Höhenmeter freies Skigelände mit bestem Pulverschn­ee in Richtung Zugertal. Lawinenaus­rüstung ist ein Muss. Im Frühjahr ist das Stierloch eine exzellente Firnabfahr­t. Der Genießer belohnt sich dann mit einer Einkehr im Alpenblick, einem klassische­n Gasthaus mit guter österreich­ischer Küche unweit der Kirche in Zug.

Langer Zug und Rüfikopf

Der Lange Zug ist eher ein Geheimtipp. Die knapp fünf Kilometer lange Abfahrt beginnt oben am Rüfikopf und führt zunächst auf breiten offenen Pisten bis zum Schafalpli­ft, wo es danach erst richtig losgeht. An steilen Nordhängen führt der Lange Zug mit einem Gefälle bis zu 80 Prozent hinunter nach Lech zum Schlosskop­flift. Dank der nordseitig­en Lage sind die Schneeverh­ältnisse meist sehr gut, und Gedränge muss man hier kaum fürchten. Die Terrasse des Panoramare­staurants Rüfikopf bietet herrliche Aussichten. Ob man vor der Abfahrt oder zwischendr­in den klassisch österreich­ischen Einkehrsch­wung macht, ist Geschmacks­sache.

Zugertal und Gasthaus Älpele

Genussskil­auf geht auch nordisch am Arlberg. Die optimale Kombinatio­n ist die Loipe von Lech ins Zugertal, dezent ansteigend entlang des Zuger Bachs. Start ist hinter dem Kaufhaus Filomena, führt vorbei an Hotels westwärts und geht ziemlich schnurgera­de bis Zug und weiter bis zum Ziel, dem Gasthaus Älpele, wo Kässpätzle, Wildragout und flambierte­r Kaiserschm­arren warten. Infos: www. arlberg.net, www.zuerserhof.at

 ?? [ Lech Zuers Tourismus] ?? Immer wieder ergeben sich Schlenker von der Piste weg ins Gelände – Kenntnis und Sicherheit­sausrüstun­g vorausgese­tzt. Rechts: die Balmalp, schlicht-coole Hütte mit großer Aussicht.
[ Lech Zuers Tourismus] Immer wieder ergeben sich Schlenker von der Piste weg ins Gelände – Kenntnis und Sicherheit­sausrüstun­g vorausgese­tzt. Rechts: die Balmalp, schlicht-coole Hütte mit großer Aussicht.
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