Die Presse

Auch Dienstleis­tungen können ganz schön hip sein

Young Hotelier Award. Die Hotellerie sucht (weltweit) nach talentiert­en Mitarbeite­rn. In Wien fahnden die General Manager der Tophäuser zum mittlerwei­le 15. Mal nach den vielverspr­echendsten Nachwuchsf­ührungskrä­ften.

-

Junge Menschen wollen nicht dienen, heißt es, sie wollen bedient werden. Dietmar Fenz, seit vielen Jahren General Manager im Wiener Hotel Marriott, formuliert es etwas anders: „Der Dienstleis­tungssekto­r ist nicht sehr hip.“Da gebe es – besonders in der Gastronomi­e und Hotellerie – die Sorge um die Work-Life-Balance, die Wochenenda­rbeit, die 40-Stunden-Woche oder das Lohnniveau.

„Wir müssen etwas für das Berufsbild tun“, sagte Fenz. Nämlich zeigen, dass die Tophotels auch Toparbeits­bedingunge­n bieten. Daher rief er als Chef des General Manager Councils Vienna, des Zusammensc­hlusses der Direktoren der Wiener Fünfstern-Hotellerie, mit seinen Kollegen den Young Hotelier Award ins Leben.

Dieser geht derzeit in die 15. Runde und beweist: In der Hotellerie kann Karriere machen, wer eine fundierte Ausbildung, gutes Englisch- sowie PC-Fachwissen, eine gewisse Schlauheit, Flexibilit­ät und Reisefreud­igkeit mitbringt. Und wer in der Lage ist, „auf Men- schen zuzugehen“, wie Fenz formuliert. Nahmen am ersten Bewerb acht junge Hotelmitar­beiter teil, sind es heuer 30, die sich dem in englischer Sprache gehaltenen Programm unterziehe­n.

Jedes der teilnehmen­den Hotels stellt zwei Starter. Diese absolviere­n ihre Trainings bis Ende Februar, präsentier­en danach ihre Arbeit vor einer Fachjury und nutzen die Gelegenhei­t der Vernetzung. Als Preise winken u. a. ein MBA-Stipendium an der Modul University Wien bzw. eine NewYork-Reise samt Stipendium an der weltberühm­ten Cornell-Universitä­t in Ithaca.

Vermitteln soll der Award auch, dass die Hotellerie Mitarbei- ter braucht. Marriott etwa sucht weltweit 25.000 Mitarbeite­r und lädt – wie andere Hotels – auch Quereinste­iger ein.

Gesucht wird auch deshalb permanent, weil die Branche eine hohe Drop-out-Rate vor allem in Richtung Banken und Versicheru­ngen hat: 70 Prozent der Absolvente­n einer einschlägi­gen Ausbildung gehen in andere Branchen, nur 30 Prozent bleiben. „Wir bilden Leute aus, die gewohnt sind, termingere­cht zu delivern“, sagt Fenz, „schließlic­h kann man einen Event nicht einfach verschiebe­n.“Und Menschen mit dieser Einstellun­g sind entspreche­nd auch in anderen Branchen gesucht.

Matura, Lehre, Abschluss, Titel

Die Ausbildung in Österreich sei gut, sagt Fenz. Und doch wünscht er sich Veränderun­gen. Das deutsche Modell mit Lehre nach dem Abitur gefalle ihm. Für Österreich könne er sich vorstellen: Matura, vier Jahre Lehre und dann Abschluss mit Titel, „um die Branche attraktive­r zu machen“. (mhk)

 ?? [ Jenis ] ?? Dietmar Fenz ist eine der treibenden Kräfte hinter dem Young Hotelier Award.
[ Jenis ] Dietmar Fenz ist eine der treibenden Kräfte hinter dem Young Hotelier Award.

Newspapers in German

Newspapers from Austria