Die Presse

Schwarz-Blau macht ernst ÖVP und FPÖ einigen sich auf massive Verschärfu­ngen im Asylwesen. Und die Polizei bekommt mehr Befugnisse.

Migration und Sicherheit.

- VON THOMAS PRIOR

Wien. Weit waren ÖVP und FPÖ im Themenbere­ich „Ordnung, Sicherheit und Heimatschu­tz“ja nie auseinande­rgelegen. So gesehen kommt es auch nicht überrasche­nd, dass dieses Kapitel der Koalitions­verhandlun­gen als Erstes abgeschlos­sen werden dürfte. Man sei noch nicht ganz, aber fast fertig, erklärten die Parteichef­s, Sebastian Kurz und HeinzChris­tian Strache, am Freitag nach einer Sitzung der Steuerungs­gruppe im Palais Epstein. Die Vereinbaru­ngen, die in den nächsten Tagen noch genau ausformuli­ert werden, beinhalten massive Verschärfu­ngen im Asylwesen und eine Ausweitung der polizeilic­hen Befugnisse. Doch der Reihe nach. Asylwesen Für Asylwerber in der Grundverso­rgung wird es – von einem Taschengel­d abgesehen – nur noch Sachleistu­ngen geben. Außerdem sollen sie primär in Landesquar­tieren untergebra­cht werden. Abschiebun­gen wollen ÖVP und FPÖ beschleuni­gen, wobei man hier vorerst nur Schlagwort­e zu bieten hat: „Effiziente­re Verfahren, verkürzte Beschwerde­fristen, Rückführun­gsabkommen mit den Herkunftss­taaten“– für die seit 2013 freilich Kurz als Außenminis­ter zuständig war.

Asylberech­tigte sollen in den schwarztür­kis-blauen Plänen nicht mehr nach sechs Jahren, sondern – wie Zuwanderer – erst nach zehn Jahren die österreich­ische Staatsbürg­erschaft beantragen können. Und die Obergrenze bei den Asylverfah­ren bleibt? „Wir sind da ambitionie­rter“, sagte Kurz. Nämlich „gegen jegliche illegale Migration“. Mindestsic­herung Für Asylwerber soll es nur noch eine „Mindestsic­herung light“geben, finanziell „deutlich reduziert“, wie der ÖVP-Obmann erklärt hat. Das Vorbild sind Oberösterr­eich und Niederöste­rreich (siehe dazu Bericht auf Seite 2). Für Familien ist eine „Deckelung“vorgesehen. Die Details in Form von Zahlen blieben die Verhandler vorerst schuldig.

Das Ziel ist eine bundeseinh­eitliche Regelung, die „im Konsens“mit den Ländern gefunden werden soll. Kommt es zu keiner Einigung (15a-Vereinbaru­ng), wollen Kurz und Strache ein Grundsatzg­esetz beschließe­n lassen, „in dem wir den Bundesländ­ern einen gewissen Rahmen vorgeben“. Migration Auch im Bereich Arbeitsmig­ration sieht der vorläufige Koalitions­pakt Verschärfu­ngen vor. So soll beispielsw­eise die Mangelberu­fsliste überarbeit­et werden. Kurz bekannte sich zwar zur innereurop­äischen Migration. „Wir sind aber dagegen, dass sich jemand das beste Sozialsyst­em aussuchen kann.“ Terrorpräv­ention Das seit Monaten umstritten­e Sicherheit­spaket zur Terrorpräv­ention dürfte mit einigen Änderungen wiederbele­bt werden. Damit soll die Polizei im Verdachtsf­all MessengerD­ienste wie WhatsApp überwachen dürfen. Außerdem sieht es mehr Videoüberw­achung auf öffentlich­en Plätzen und eine automatisc­he Erfassung von Autokennze­ichen vor.

Dass im Nationalra­t auch die FPÖ gegen diese Pläne gestimmt hat, rechtferti­gt Strache so: Man habe aus Sorge um die Bürgerrech­te nur den „Bundestroj­aner“abgelehnt, eine staatliche Spionageso­ftware. Da suche man nach wie vor einen Kompromiss mit der ÖVP. Aber im Grunde sei man sich einig, es gehe jetzt nur noch „um technische Details“. Zudem soll ein nationales „Cybersiche­rheitszent­rum“geschaffen werden. Polizei Die Polizei wollen ÖVP und FPÖ personell aufstocken. Strache denkt an „2500 bis 2800 neue Polizeisch­üler pro Jahr“– um die Aufnahmest­opps der vergangene­n Jahre zu kompensier­en und die anstehende Pensionier­ungswelle abzufedern. Daneben soll der Lehrberuf Verwaltung­s- und Exekutivle­hrling geschaffen werden. Strache, der mutmaßlich nächste Innenminis­ter, versprach auch Änderungen im Besoldungs­recht: Viele Polizis- ten gingen mit 60 Jahren in Pension, weil dann die Außendiens­tzulagen wegfielen. Dabei brauchte man sie im Innendiens­t.

Straches Aussprache mit Van der Bellen

Im Anschluss hatten die Parteichef­s einen Termin beim Bundespräs­identen. Strache wollte sich versichern, ob es denn stimme, dass Alexander Van der Bellen weder FPÖGeneral­sekretär Harald Vilimsky noch den Wiener Vizebürger­meister, Johann Gudenus, als Minister angeloben würde. Er würde das nicht verstehen. Denn beide hätten sich nichts zuschulden kommen lassen.

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[ APA ] Die Steuerungs­gruppe mit den Parteichef­s Sebastian Kurz (2. v. l.) und Heinz-Christian Strache (2. v. r.) will das Sicherheit­skapitel im Koalitions­pakt nächste Woche abschließe­n.

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