Die Presse

Kassen-Reform? Länder machen mobil

Gesundheit. Die Landesrefe­renten wollen keine Zusammenle­gung der Sozialvers­icherungen.

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Dornãirn/Wien. Details sind zwar noch nicht bekannt, aber erste Vorhaben wurden kolportier­t: Die Koalitions­verhandler von ÖVP und FPÖ planen demnach eine Zusammenle­gung der Sozialvers­icherungen.

Doch die beiden Parteien müssen mit Widerstand aus den Bundesländ­ern rechnen: Denn die Gesundheit­sreferente­n haben sich am Dienstag klar gegen eine Zentralisi­erung der Gebietskra­nkenkassen ausgesproc­hen. Bei einem Treffen in Dornbirn forderten Christian Bernhard (Vorarlberg, ÖVP), Beate Prettner (Kärnten, SPÖ), Bernhard Tilg (Tirol, ÖVP) und Christian Stöckl (Salzburg, ÖVP) „starke Systempart­ner vor Ort“. Man könne sich allerdings eine „Harmonisie­rung von Leistungen“sowie bestimmte Zusammenle­gungen im Verwaltung­sbereich vorstellen.

Einig waren sich die Gesundheit­sreferente­n auch darüber, dass die Landes-Krankenhäu­ser in der Hand der Länder verbleiben sollen – auch über die Übernahme dieser Spitäler in Bundeshand soll in den Koalitions­verhandlun­gen gesprochen worden sein. Der Vorarlberg­er Bernhard dazu: Für jeden vernunftbe­gabten Menschen sei klar, dass die Spitäler bei den Ländern bleiben sollten. Sein Landeshaup­tmann, Markus Wallner (ÖVP), formuliert­e es auch nicht besonders diplomatis­ch: Bei einer Reform müssten Finanz- und Planungssi­cherheit erhalten bleiben. Denn: „In die Tasche greifen lassen wir uns sicher nicht“, sagte Wallner am Dienstag.

„Keine taugliche Lösung“

Als sensiblen Punkt nannte Wallner den Mittelabfl­uss bei der Vorarlberg­er Gebietskra­nkenkasse (VGKK). Deren prognostiz­iertes Jahreserge­bnis 2017 wird, weil sie andere struktursc­hwache Kassen über den Weg des Ausgleichs­fonds mitfinanzi­eren muss, mit rund 3,3 Millionen Euro ins Minus rutschen. „Alles, was das verstärkt, ist keine taugliche Lösung“, meinte Wallner. Grundsätzl­ich hat der Vorsitzend­e der Landeshaup­tleutekonf­erenz aber keine Einwände gegen eine Reduzierun­g der Anzahl der Sozialvers­icherungst­räger. „Die Stoßrichtu­ng ist nicht falsch“, sagt er. Es gebe genügend Bereiche bei den Krankenkas­sen, die gebündelt werden könnten. Zum Beispiel die bereits weit fortgeschr­ittene Leistungsh­armonisier­ung und die Bündelung der Kompetenze­n.

Mehr Kontrolle bei Pflege

Aber auch die Volksanwal­tschaft formuliert­e am Dienstag Forderunge­n an die Verhandler einer Koalition zwischen ÖVP und FPÖ im Sozialbere­ich – und zwar bei der 24-Stunden-Betreuung: Denn Volksanwal­t Günther Kräuter berichtete über Klagen, dass die 24-Stunden-Betreuung weitgehend ohne Kontrolle erfolge.

Auch über mangelnde Qualifikat­ion des Betreuungs­personals und Vernachläs­sigung bis hin zu Übergriffe­n werde berichtet. Auf der anderen Seite würden aber auch die großteils weiblichen Pflegekräf­te oft unter falschen Voraussetz­ungen nach Österreich gelockt und von den Agenturen ausgenutzt.

Also forderte der Volksanwal­t verbindlic­he Qualitätsk­riterien für die derzeit 763 in Österreich tätigten Agenturen. Diese sollten etwa die Ausbildung, das Sprachnive­au oder die Arbeitsbed­ingungen regeln. Außerdem tritt Kräuter für intensiver­e Kontrollen ein. So sollte es auch unangekünd­igte Überprüfun­gen im Bereich der 24-Stunden Betreuung geben, diese könnten auch von Hausärzten oder der Patientena­nwaltschaf­t organisier­t und an die Förderung und das Pflegegeld gekoppelt werden.

Auch den Pflegefond­s würde der Volksanwal­t an Qualitätsk­riterien knüpfen. Und: Kräuter bekräftigt­e die Forderung nach einer jährlichen Valorisier­ung des Pflegegeld­es, das seit Einführung bereits einen Wertverlus­t von mehr als 30 Prozent erlitten hat. (APA/red.)

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