Die Presse

Österreich­s erste Verteidigu­ngsministe­rin?

Die Niederöste­rreicherin Klaudia Tanner könnte das Heeresress­ort übernehmen.

- E-Mails an: thomas.prior@diepresse.com

Schön langsam treten die Koalitions­verhandlun­gen in eine Phase ein, in der auch schon über Posten gesprochen oder mit ihnen gedealt wird. Dass die FPÖ neben dem Innen- auch das Außenminis­terium für sich beanspruch­t, ist schon länger bekannt. Das würde aber auch bedeuten, dass die Landesvert­eidigung erstmals seit Günther Platter (2003 bis 2007) wieder an die ÖVP geht.

Allerdings nicht unbedingt an einen Minister, sondern eher an eine Ministerin. Parteichef Sebastian Kurz soll Gefallen an dem Gedanken gefunden haben, das Verteidigu­ngsministe­rium erstmals in der Geschichte mit einer Frau zu besetzen. Das Vorbild ist hier Deutschlan­d, wo Ursula von der Leyen die Bundeswehr führt. Außerdem wird man Türkis/Schwarz-Blau auch an seiner Frauenquot­e messen.

Favoritin des ÖVP-Chefs ist angeblich Klaudia Tanner, die 47-jährige Direktorin des niederöste­rreichisch­en Bauernbund­s, die im Ruf steht, eine „harte Managerin“zu sein. Tanner, sagt ein Parteifreu­nd, habe bewiesen, dass sie sich in einer Männerdomä­ne – dem Bauernbund – durchsetze­n kann.

Karrierefö­rdernd könnte ihre Clique in der ÖVP wirken, zu der neben Vizelandes­hauptmann Stephan Pernkopf auch Kurz’ engster Mitarbeite­r, ÖVP-Generalsek­retär Stefan Steiner, gehört. Alle drei stammen aus dem Bezirk Scheibbs, Pernkopf und Steiner aus Wieselburg, Tanner aus Gresten. Über Steiner gibt es eine direkte Verbindung zu Kurz. Und umgekehrt. Allerdings kam offiziell am Dienstag ein Dementi aus der Umgebung von Kurz, dass Tanner Verteidigu­ngsministe­rin wird, nicht aber, dass sie in die Regierung einzieht.

Dabei kann die Juristin auch Kabinettse­rfahrung vorweisen. Zwischen 2001 und 2003 war Tanner Mitarbeite­rin von Innenminis­ter Ernst Strasser, zuständig für den Zivildiens­t und die Generaldir­ektion für die öffentlich­e Sicherheit. Gegen sie spricht, dass der Bauernbund bei den Spitzenjob­s, die Kurz zu vergeben hat, überrepräs­en- tiert wäre. Da sind ja noch Elisabeth Köstinger, derzeit Nationalra­tspräsiden­tin, und Andrä Rupprechte­r, dem Kurz zugesagt haben soll, dass er Landwirtsc­haftsminis­ter bleiben darf. Anderersei­ts will der ÖVP-Chef nicht mehr auf die Begehrlich­keiten der Teilorgani­sationen Rücksicht nehmen.

Alternativ käme als Verteidigu­ngsministe­r ein anderer Niederöste­rreicher infrage: Wolfgang Sobotka. Auch ihm ist ein gleichwert­iger Job versproche­n, sollte die ÖVP das Innenresso­rt an Heinz-Christian Strache abtreten müssen. Mit ÖAAB-Generalsek­retär Karl Nehammer und dem Nationalra­tsabgeordn­eten Michael Hammer verhandelt Sobotka derzeit die Landesvert­eidigung für die ÖVP. Auf der anderen Seite sitzen FPÖ-Wehrsprech­er Eugen Bösch und der steirische FPÖ-Chef Mario Kunasek. Die Gespräche sind weit fortgeschr­itten, am Dienstag traf sich die Runde erneut. Am Freitag soll es einen Bericht an die Steuerungs­gruppe geben.

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[ NÖ Bauernbund/OTS ] Klaudia Tanner, ÖVPKandida­tin für das Heeresmini­sterium.

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