Woher stammt radioaktive Wolke?
„Äußerst hohe“Konzentration von Ruthenium-106 in Teilen Russlands.
Moskau/Wien. Eine radioaktive Wolke, die sich seit Ende September von Russland aus über Europa ausbreitet, gibt Rätsel auf: Messstationen in verschiedenen europäischen Ländern haben eine erhöhte Konzentration von Ruthenium-106 festgestellt. Als Ursprungsort wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit der südliche Ural vermutet.
Bis gestern, Dienstag, hatten die russischen Behörden abgestritten, erhöhte Werte des krebserregenden Elements gemessen zu haben. Gestern bestätigte der Wetterdienst aber, dass es in Teilen des Landes zwischen 25. September und 7. Oktober eine „äußerst hohe“Konzentration gegeben habe. In der Messstation Argajasch – einem Dorf in der Region Tscheljabinsk im südlichen Ural an der Grenze zu Kasachstan – wurde das 986fache des erlaubten Werts registriert. Die Messstation befindet sich nur 30 Kilometer vom Atomkraftwerk Majak entfernt, wo sich 1957 ein schwerer Atomunfall ereignet hatte. Heute dient die Anlange zur Wiederaufbereitung abgebrannter nuklearer Brennstoffe. Auch in Österreich waren Anfang Oktober leicht erhöhte Werte gemessen worden.
Ruthenium-106 wird in der Krebsmedizin eingesetzt, kann aber auch bei der Wiederaufarbeitung von Brennelementen aus Kernkraftwerken frei werden. Daher scheint das AKW Majak als Ursprungsort plausibel. Die europäischen Institute sind sich einig: Es war kein verschleierter Atomunfall oder eine Kernwaffenexplosion. (red)