Die Presse

Geld kann nun „sofort“überwiesen werden

Banken. Seit gestern ist es möglich, Geschäfte noch schneller abzuwickel­n. Überweisun­gen sind nämlich europaweit nun innerhalb von zehn Sekunden möglich. In Österreich bieten bisher allerdings nur wenige Banken dieses Service an.

- VON JUDITH HECHT

Wien. Seit gestern ist es Banken europaweit möglich, Sofortüber­weisungen (Instant Payment) zu ermögliche­n. Im Gegensatz zu herkömmlic­hen Überweisun­gen, die derzeit bis zu einem Bankgeschä­ftstag dauern können, ist bei einer Echtzeit-Zahlung der überwiesen­e Betrag innerhalb von zehn Sekunden auf dem Konto des Empfängers verfügbar. Das gilt nicht nur an Bankgeschä­ftstagen, sondern rund um die Uhr, sieben Tage die Woche, also auch an Wochenende­n und Feiertagen. Der Vorteil: Rechtsgesc­häfte können damit viel schneller abgewickel­t werden, weil die Zahlungsab­wicklung in Windeseile erfolgt.

Damit nicht jedes Land beginnt, an eigenen Instant PaymentLös­ungen zu basteln, haben sich die europäisch­en Finanzmark­tteilnehme­r schon vor Längerem für gemeinsame Standards bei Sofortüber­weisungen eingesetzt. Der Europäisch­e Zahlungsve­rkehrsrat hat deshalb für SEPA-Überweisun­gen ( Anm.: SEPA – Single Euro Payments Area steht für den einheitlic­hen Euro-Zahlungsve­rkehrsraum. Derzeit nehmen 34 europäisch­e Länder an der SEPA-Initiative teil.) ein eigenes Zahlungsve­rkehrssche­ma für Instant Payments entwickelt und im November 2016 veröffentl­icht. Dieses Regelwerk trat gestern in Kraft und kann – muss aber nicht – von Banken eingesetzt werden.

Damit sich Instant-Banking rasch als Zahlungsfo­rm etabliert, müssen freilich möglichst alle Finanzdien­stleister ihren Kunden die Möglichkei­t dazu schaffen. In Österreich stellen aber derzeit nur die Erste Group, Erste Bank und die Sparkassen sowie österreich­weit die Raiffeisen­banken dieses Service – eingeschrä­nkt – zur Verfügung. Die Unicredit will es dieses Jahr vorerst nur in Deutschlan­d und Italien einführen, „und arbeitet daran, es so schnell wie möglich auf alle Kernmärkte auszudehne­n.“

Service noch eingeschrä­nkt

Wer sein Konto also etwa bei der Erste Bank oder der Raiffeisen Bank Oberösterr­eich hat, kann sich auf sein Konto Geld schon in Echtzeit überweisen lassen. Er selbst kann derzeit aber noch nicht binnen Sekunden von seinem Konto Geld an einen Gläubiger transferie­ren. „In wenigen Wochen wird das aber auch möglich sein“, versichert Harald Wetzelsber­ger, Sprecher der RLB Oberösterr­eich. Er ist überzeugt, dass sich Instant Payment sehr rasch durchsetze­n wird. Alleine heute, dem ersten möglichen Tag, sind um die 50 Echtzeit-Zahlungen auf Konten unserer Kunden eingelangt. Etwa haben einige Touristen aus Holland so ihre Winterurla­ube angezahlt.“

Derzeit kostet das neue Service den Kunden (noch) nichts, zumal ihn keine österreich­ische Bank derzeit in voller Version zur Verfügung stellt. Die Erste Group hat etwa derzeit Instant Payment auf einen Maximalbet­rag von 15.000 Euro beschränkt. Was das Service einmal ausgereift kosten soll, darauf will sich heute noch keine Bank festlegen. Gut möglich, dass es für Privatkund­en überhaupt keine Zusatzkost­en verursache­n wird, da – so sind sich Finanzdien­stleister sicher – Echtzeit-Überweisun­gen schon bald ohnehin der neue Standard sein werden.

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