Die Hundertsteljagd muss weitergehen
Ski alpin. Die NordamerikaRennen stehen im Zeichen des verunglückten David Poisson. Im noch podestlosen ÖSV-Lager hofft man auf namhafte Rückkehrer.
Lake Louise. Das französische Herrenteam wird trotz des Unfalltodes von David Poisson beim Speed-Auftakt der Weltcupsaison am Start stehen. Das hat der nationale Verband vor dem ersten Abfahrtstraining (heute, 20.15 Uhr Mesz) in Lake Louise bestätigt. Allen Athleten, die bei Poissons Unfall vor einer Woche im kanadischen Nakiska trainiert haben, wurde psychologische Hilfe zuteil. Die Show muss schließlich weitergehen.
Österreichs Speedherren starten in Kanada mit Trauerflor (Abfahrt am Samstag, Super-G am Sonntag). Damit will man Poisson auch sportlich Respekt erweisen. Die Betroffenheit über den Tod des WM-Abfahrtsdritten von 2013 sei nach wie vor riesig, berichtete ÖSV-Herrenchef Andreas Puelacher: „Es hat wirklich jeden sehr getroffen.“Der Unfall sei natürlich auch im Trainingscamp in Copper Mountain, Colorado, ein bedrückendes Thema gewesen. „Wir haben ihn teamintern angesprochen und versucht, ihn professionell zu verarbeiten.“Insgesamt gelte es, so rasch wie möglich wieder eine Art Trainingsalltag herzustellen, erklärte Puelacher. „Nach den Trainings in Lake Louise werden wir sehen, ob es geklappt hat oder nicht. Je näher die Rennen kommen, umso mehr werden wir von den Athleten aber auch wieder fordern.“
„Watschen“für Marcel Hirscher
Bisher haben in der Nordamerika-Vorbereitung vor allem Matthias Mayer, Hannes Reichelt, Österreichs bester Abfahrer der vergangenen Saison, und Vincent Kriechmayr überzeugt. Mayer gewann in Copper Mountain eine FIS-Abfahrt und wurde in einer weiteren Dritter. „Über die ganze Woche betrachtet, haben wir wirklich gut trainiert“, berichtete Puelacher und attestierte seinen Speed-Spezialisten ansprechendes Niveau. „Wir haben vor allem das Thema Abstimmung forciert, und ich denke, wir sind konkurrenzfähig.“Zuletzt hatten die ÖSV-Abfahrer enttäuscht, seit diesem Winter werden sie von Sepp Brunner, ehemaliger Coach des Schweizer Teams, trainiert.
Nach den Speedrennen in Lake Louise geht es für die Herren zurück nach Colorado. In Beaver Creek steht neben Abfahrt und Super-G auch ein Riesentorlauf auf dem Programm. Dann wird auch Marcel Hirscher wieder im Weltcup mitmischen und nach seinem Mitte August erlittenen Knöchelbruch erstmals einen Riesentorlauf mit den neu taillierten Skiern bestreiten. Seinen Test-Rückstand mit dem neuen Material macht Hirscher derzeit auf der heimischen Reiteralm Wett, anfängliche „Watschen“im Vergleich zu den Teamkollegen inklusive. Nächsten Montag geht es dann mit 20 bis 25 Paar neuen Ski in die USA, wo der Salzburger in Vail, Colorado, einige Tage am Feinschliff basteln wird.
Anna Veith und das Pfeifen im Helm
Die Damen bestreiten am Wochenende Riesentorlauf und Slalom in Killington an der US-Ostküste. Danach folgen die drei SpeedRennen in Lake Louise, bei denen Lindsey Vonn einmal mehr auftrumpfen will. 2018 will die US-Amerikanerin ebendort bei den Herren mitfahren, die Entscheidung der FIS ist nach wie vor ausständig. Auch Anna Veith und Cornelia Hütter haben Lake Louise für ihr Comeback im Visier, Riesentorlauf- Spezialistin Eva-Maria Brem geht nach ihrem vor einem Jahr erlittenen Beinbruch schon in Killington wieder an den Start.
Für alle drei Rückkehrerinnen ist aber vorrangig, vor allem bei den Olympischen Spielen im Februar in Südkorea in Topform zu sein. Hütter hat einen Kreuzbandriss sowie einen Markenwechsel von Völkl zu Head zu verarbeiten, dürfte aber immer bessere Fortschritte machen. Veith hat nach ihrer im Oktober 2015 erlittenen Knieverletzung die vergangene Saison abgebrochen und nach einer neuerlichen OP auf den Saisonstart in Sölden verzichtet. Zuletzt hat sich die Super-G-Olympiasiegerin und dreifache Welt- meisterin mit einem gelungenen SpeedBlock in Copper Mountain vorbereitet.
Dass Veith nun auch mit zum abschließenden Technikblock nach Nakiska reist, befeuert durchaus die Hoffnungen, dass sie tatsächlich schon in Lake Louise am Start stehen wird. „Als zweifache Weltcup-Gesamtsiegerin weiß sie auch nach einem Jahr, wie man einen Schwung fährt“, hofft Damen-Abfahrtschef Roland Assinger, dass die Salzburgerin bald bereit sein wird. „Sie wird von Tag zu Tag sicherer. Jetzt es vor allem darum, sich an die Geschwindigkeit zu gewöhnen und dass es im Helm wieder so richtig pfeift.“(red.)