Wien: Fahrverbot vor Schule wird getestet
Verkehr. An vier Salzburger Schulen dürfen Eltern ihre Kinder nicht mehr mit dem Auto bis vor den Eingang führen. Das temporäre Fahrverbot wird nächstes Jahr auch in Wien getestet.
Verkehr. Nach dem Vorbild Salzburgs will auch Wien im kommenden Schuljahr vor einer Volksschule ein temporäres Fahrverbot testen. Um für mehr Sicherheit zu sorgen und ein Verkehrschaos zu verhindern, ist ein solches Fahrverbot in der Früh vor vier Salzburger Schulen in Kraft. Mit Erfolg: Die Situation hat sich merklich entspannt.
Salzãurg/Wien. Dienstag, 7.30 Uhr. Noch ist es ruhig vor der Volksund Neuen Mittelschule im Salzburger Andräviertel. „Keine Zufahrt“steht auf einem Plakat in der Hubert-Sattler-Gasse, die zur Schule führt.
Dort, wo sich noch vor wenigen Tagen vor Schulbeginn die Autos drängten, versperrt ein Scherengitter die Straße. Der Bildungscampus Mirabell ist einer von vier Schulstandorten in Salzburg, an denen seit Montag ein temporäres Fahrverbot gilt. Zwischen 7.30 Uhr und 8.00 Uhr werden die Zufahrten zu den Volksschulen Lehen, Maxglan, Morzg und vor dem Campus Mirabell durch mobile Gitter versperrt. Damit will man die Eltern davon abhalten, ihre Kinder bis unmittelbar vor das Schultor zu chauffieren und damit das allmorgendliche Verkehrschaos samt Sicherheitsrisiko für die Kinder hintanhalten.
Kurz nachdem der Hausmeister die Scherengitter postiert hat, kommen die ersten Kinder. Die meisten gehen allein oder in Gruppen, das regnerische Wetter macht ihnen nichts aus. Einzelne Kinder werden trotzdem von den Eltern gebracht – sie steigen aber in deutlicher Entfernung vom Schultor aus. Alles läuft ruhig und entspannt ab, als wäre es immer so gewesen. Wohl auch deshalb, weil die Polizei sich im Bereich der abgesperrten Zone postiert hat.
Auch an den anderen drei Schulstandorten werden die Fahrverbote respektiert, das letzte Stück zur Schule ist für die Kinder sicherer geworden. „Die Rückmeldungen sind gut. Die Eltern halten sich an die Fahrverbote“, sagt die für die Schulen zuständige Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer (SPÖ). „Wir bekommen auch viel Zuspruch von den Eltern.“Hagenauer will nun prüfen, ob die Fahrverbote auch bei anderen Standorten nötig sind. Schließlich haben schon weitere Schulen Interesse angemeldet.
Gut möglich also, dass das temporäre Verbot sogenannter Elterntaxis ausgeweitet wird. Auch in Wien wird es im kommenden Schuljahr 2018/19 einen Pilotversuch geben, wie Petra Jens, die Fußgängerbeauftragte der Stadt, im Gespräch mit der „Presse“sagt.
Jens kann dem Salzburger Modell viel abgewinnen, da es das Problem auch in Wien gebe. Zwar würden 80 Prozent der Kinder zu Fuß oder öffentlich kommen, „allerdings reichen in einer Nebenstraße schon einige wenige Autos, um für ein Verkehrschaos zu sorgen“. Im Pilotversuch soll ausgetestet werden, „ob und wie sich das Mobilitätsverhalten der Schüler“durch das temporäre Fahrverbot in der Früh auswirkt. Vor welcher Schule dies getestet wird, steht noch nicht fest: „Wir führen gerade Gespräche mit möglichen Schulen. Der Bezirk muss natürlich auch eingebunden werden.“
Wie in Salzburg will man das Projekt „intensiv begleiten“, soll heißen: Scherengitter, Schilder und Gespräche mit den Eltern. Aus anderen Städten wie Bozen, wo es derartige Fahrverbote schon seit Jahrzehnten gibt, wisse man, dass dadurch mehr Kinder öffentlich oder zu Fuß in die Schule kommen. Und das sei wünschenswert: Nicht nur, weil Kinder so lernen, sich im Verkehr zurecht zu finden. Sie machen dadurch auch Bewegung und sind im Unterricht konzentrierter.