Die Presse

Wien: Fahrverbot vor Schule wird getestet

Verkehr. An vier Salzburger Schulen dürfen Eltern ihre Kinder nicht mehr mit dem Auto bis vor den Eingang führen. Das temporäre Fahrverbot wird nächstes Jahr auch in Wien getestet.

- VON CLAUDIA LAGLER UND MIRJAM MARITS

Verkehr. Nach dem Vorbild Salzburgs will auch Wien im kommenden Schuljahr vor einer Volksschul­e ein temporäres Fahrverbot testen. Um für mehr Sicherheit zu sorgen und ein Verkehrsch­aos zu verhindern, ist ein solches Fahrverbot in der Früh vor vier Salzburger Schulen in Kraft. Mit Erfolg: Die Situation hat sich merklich entspannt.

Salzãurg/Wien. Dienstag, 7.30 Uhr. Noch ist es ruhig vor der Volksund Neuen Mittelschu­le im Salzburger Andräviert­el. „Keine Zufahrt“steht auf einem Plakat in der Hubert-Sattler-Gasse, die zur Schule führt.

Dort, wo sich noch vor wenigen Tagen vor Schulbegin­n die Autos drängten, versperrt ein Scherengit­ter die Straße. Der Bildungsca­mpus Mirabell ist einer von vier Schulstand­orten in Salzburg, an denen seit Montag ein temporäres Fahrverbot gilt. Zwischen 7.30 Uhr und 8.00 Uhr werden die Zufahrten zu den Volksschul­en Lehen, Maxglan, Morzg und vor dem Campus Mirabell durch mobile Gitter versperrt. Damit will man die Eltern davon abhalten, ihre Kinder bis unmittelba­r vor das Schultor zu chauffiere­n und damit das allmorgend­liche Verkehrsch­aos samt Sicherheit­srisiko für die Kinder hintanhalt­en.

Kurz nachdem der Hausmeiste­r die Scherengit­ter postiert hat, kommen die ersten Kinder. Die meisten gehen allein oder in Gruppen, das regnerisch­e Wetter macht ihnen nichts aus. Einzelne Kinder werden trotzdem von den Eltern gebracht – sie steigen aber in deutlicher Entfernung vom Schultor aus. Alles läuft ruhig und entspannt ab, als wäre es immer so gewesen. Wohl auch deshalb, weil die Polizei sich im Bereich der abgesperrt­en Zone postiert hat.

Auch an den anderen drei Schulstand­orten werden die Fahrverbot­e respektier­t, das letzte Stück zur Schule ist für die Kinder sicherer geworden. „Die Rückmeldun­gen sind gut. Die Eltern halten sich an die Fahrverbot­e“, sagt die für die Schulen zuständige Vizebürger­meisterin Anja Hagenauer (SPÖ). „Wir bekommen auch viel Zuspruch von den Eltern.“Hagenauer will nun prüfen, ob die Fahrverbot­e auch bei anderen Standorten nötig sind. Schließlic­h haben schon weitere Schulen Interesse angemeldet.

Gut möglich also, dass das temporäre Verbot sogenannte­r Elterntaxi­s ausgeweite­t wird. Auch in Wien wird es im kommenden Schuljahr 2018/19 einen Pilotversu­ch geben, wie Petra Jens, die Fußgängerb­eauftragte der Stadt, im Gespräch mit der „Presse“sagt.

Jens kann dem Salzburger Modell viel abgewinnen, da es das Problem auch in Wien gebe. Zwar würden 80 Prozent der Kinder zu Fuß oder öffentlich kommen, „allerdings reichen in einer Nebenstraß­e schon einige wenige Autos, um für ein Verkehrsch­aos zu sorgen“. Im Pilotversu­ch soll ausgeteste­t werden, „ob und wie sich das Mobilitäts­verhalten der Schüler“durch das temporäre Fahrverbot in der Früh auswirkt. Vor welcher Schule dies getestet wird, steht noch nicht fest: „Wir führen gerade Gespräche mit möglichen Schulen. Der Bezirk muss natürlich auch eingebunde­n werden.“

Wie in Salzburg will man das Projekt „intensiv begleiten“, soll heißen: Scherengit­ter, Schilder und Gespräche mit den Eltern. Aus anderen Städten wie Bozen, wo es derartige Fahrverbot­e schon seit Jahrzehnte­n gibt, wisse man, dass dadurch mehr Kinder öffentlich oder zu Fuß in die Schule kommen. Und das sei wünschensw­ert: Nicht nur, weil Kinder so lernen, sich im Verkehr zurecht zu finden. Sie machen dadurch auch Bewegung und sind im Unterricht konzentrie­rter.

 ?? [ Claudia Lagler ] ?? Zufahrt gesperrt: Am Bildungsca­mpus Mirabell dürfen Eltern ihre Kinder nicht mehr vor den Schuleinga­ng führen.
[ Claudia Lagler ] Zufahrt gesperrt: Am Bildungsca­mpus Mirabell dürfen Eltern ihre Kinder nicht mehr vor den Schuleinga­ng führen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria