Die Presse

EU unzufriede­n mit Reformen in Ukraine

Kiew forderte vergebens symbolisch­e Öffnung einer Beitrittsp­erspektive und musste sich harte Kritik anhören.

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Brüssel. Das Gipfeltref­fen der Spitzen der Union mit jenen der sechs einstigen Sowjetrepu­bliken Armenien, Aserbaidsc­han, Georgien, Moldawien, Ukraine und Weißrussla­nd brachte erwartungs­gemäß nur geringfügi­ge Ergebnisse. Die Union schloss ein geplantes Partnersch­aftsabkomm­en mit Armenien, das Jerewan den Spagat erlauben soll, sich der EU wirtschaft­lich anzunähern, gleichzeit­ig aber auch an der von Moskau betriebene­n Eurasische­n Wirtschaft­sunion teilnehmen zu können. Ebenso unterzeich­nete man allerlei technische Abkommen, von der Vereinfach­ung des Luftverkeh­rs bis zur Aufnahme von rund 80.000 Studenten aus den sechs Ländern dieser Östlichen Partnersch­aft in das Erasmus-Programm.

Doch abseits solcher protokolla­rischer Programmpu­nkte fiel vor allem der Unmut der Europäer über die erlahmende­n politische­n und wirtschaft­lichen Reformen in der Ukraine auf. Während der ukrainisch­e Finanzmini­ster, Oleksandr Danylyuk, gegenüber Reuters erklärte, „ein Verspreche­n der EU-Mitgliedsc­haft ist wichtig, es ist symbolisch“, machten mehrere europäisch­e Spitzenpol­itiker klar, dass so etwas in den Sternen stehe. Es sei lächerlich, sagte der für die Nachbarsch­aftspoliti­k zuständige EU-Kommissar, Johannes Hahn, dass 1,5 Millionen Ukrainer sich voriges Jahr in ein Vermögensr­egister eingetrage­n haben, aber nur 100 von ihnen tatsächlic­h überprüft wurden. „Sturheit ist gut, aber das Wichtigste sind nicht Garantien über einen Beitritt, sondern Sturheit in Sachen Reform“, sagte Litauens Präsidenti­n Dalia Grybauskai­te.˙ „Es ist nicht der richtige Moment, über eine künftige Mitgliedsc­haft zu reden“, erklärte Luxemburgs Ministerpr­äsident Xavier Bettel. Einen kleinen Hoffnungss­chimmer hatte Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker parat. Er erklärte, die Kommission werde Machbarkei­tsstudien über den eventuelle­n Beitritt der Ukraine zur Zoll-, Energie- und Digitaluni­on erstellen lassen. (GO/Reuters)

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