Wahlcoup eines TV-Moderators
Honduras. Überraschend führt Newcomer Nasralla bei den Präsidentenwahlen gegen Amtsinhaber Hern´andez – ein Schlag für die USA.
Wien/Tegucigalpa. „Wir haben diese Wahl gewonnen“, verkündete Juan Orlando Hernandez,´ der amtierende Präsident von Honduras, Montagnacht siegessicher. Doch der Konservative hatte sich zu früh über das Ergebnis der ersten Wählerbefragungen gefreut: Nach Auszählung von knapp zwei Dritteln der Stimmen lag sein Herausforderer, Salvador Nasralla, mit 45 Prozent überraschend in Führung.
So beanspruchte der Chef des LinksRechts-Bündnisses Allianz gegen die Diktatur wenig später das Präsidentenamt für sich. Ein Sieg des 64-Jährigen wäre ein Schlag für die USA: Sie hatten auf Hernan-´ dez als engen Verbündeten im Kampf gegen Migration, Schmuggel und Bandenkriminalität gesetzt. Denn aus Angst vor dem Terror der mächtigen Jugendbanden flüchteten in den vergangenen Jahren Zehntausende in die USA. Zudem wird dem 49-Jährigen angerechnet, seit seinem Amtsantritt 2014 die Wirtschaft in Schwung gebracht zu haben.
Doch der Kandidat der Wirtschaftselite geriet zuletzt in Verruf: In einer umstrittenen Entscheidung hatte das Oberste Gericht ihm 2015 die Möglichkeit für eine zweite Amtszeit geebnet – als erstem Präsidenten seit Ende der Militärherrschaft 1981. Zuletzt kursierten auch Vorwürfe der Korruption und der Verbindung zur Drogenmafia.
So stimmte die Bevölkerung des bitterarmen mittelamerikanischen Staates für einen Wechsel: Nasralla, der ein Ende von Gewalt, Armut und Korruption verspricht, ist ein Politneuling. Bis vor Kurzem war der Oppositionsführer mit dem publikumstauglichen Lächeln den Honduranern als TV-Moderator seichter Spielshows bekannt.
Als eigentlicher Sieger aber gilt Nasrallas Unterstützer Manuel Zelaya. Er soll im Hintergrund die Fäden ziehen. Das Militär hatte den Ex-Präsidenten und Verbündeten des verstorbenen venezolanischen Führers Hugo Chavez´ 2009 aus Furcht, er wolle eine sozialistische Langzeitherrschaft etablieren, gestürzt: 2013 dann verpasste der Mann mit dem großen Schnurrbart und Cowboyhut knapp ein Comeback, als seine Frau bei den Wahlen gegen Hernandez´ verlor. Nun wittert er eine nächste Chance: „Wir haben gewonnen“, twitterte er am Montag. (red.)