Die Presse

Salzburg: Die Lehren aus der Wahl

Analyse. Aus dem ersten Wahlgang der Bürgermeis­ter-Direktwahl lassen sich Schlüsse für die Landtagswa­hl im April 2018 ziehen.

- VON CLAUDIA LAGLER

1 Der Finanzskan­dal schadet der SPÖ immer noch mehr als der ÖVP.

Das Auffliegen des Salzburger Finanzskan­dals liegt zwar mittlerwei­le fast fünf Jahre zurück, trotzdem beeinfluss­t er die Salzburger Politik immer noch mehr, als ihr lieb ist. Die SPÖ ist davon stärker betroffen als die ÖVP. Die vorgezogen­e Bürgermeis­terwahl in der Stadt Salzburg hat unmittelba­r mit dem Finanzskan­dal zu tun. Ohne die – nicht rechtskräf­tige – Verurteilu­ng von Langzeitbü­rgermeiste­r Heinz Schaden (SPÖ) wäre der vorgezogen­e Urnengang nicht notwendig geworden.

Die SPÖ, die in der Stadt Salzburg so etwas wie eine Erbpacht auf den Bürgermeis­tersessel hat, musste ihren Kandidaten ohne Amtsbonus ins Rennen schicken. Er kam nur auf Platz zwei und muss zittern, ob es ihm am 10. Dezember gelingt, die SP-nahen Wähler ausreichen­d zu mobilisier­en, um den Stadtchef zu erhalten. Gelingt das nicht, fehlt der SPÖ auch für die Landtagswa­hl Rückenwind im Kampf um Platz zwei hinter der ÖVP.

2 Es ist die Zeit der unaufgereg­ten Pragmatike­r in der Politik.

Dass die ÖVP erstmals seit Einführung der Direktwahl im Jahr 1999 Chancen hat, den Stadtchef zu stellen, hat auch mit dem politische­n Stil zu tun, für den sie in Salzburg steht. Sowohl Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer als auch Vizebürger­meister Harald Preuner, der seit dem Sommer interimist­isch die Amtsgeschä­fte führt und im ersten Wahlgang mit 35 Prozent knapp vor dem Zweitgerei­hten lag, sind unaufgereg­te Pragmatike­r. Für sie steht die Sachpoliti­k, die auf Konsens und nicht auf Streit setzt, im Vordergrun­d.

3 Die Neos sind in Salzburg eine stabile Kraft.

Mit elf Prozent blieb Barbara Unterkofle­r, Stadträtin der Neos, nur knapp hinter Langzeitst­adtrat Johann Padutsch von der Bürgerlist­e, die seit 40 Jahren im Gemeindera­t sitzt. Damit hat die Neos-Kandidatin gezeigt, dass ihre Partei sich in der Stadt Salzburg als politische Kraft etabliert hat. Bei der Landtagswa­hl werden sie besondere für die Bürgerlist­e eine ernst zu nehmende Konkurrenz um die Stimmen junger, urbaner Wähler sein.

4 Auch die FPÖ braucht profiliert­e Persönlich­keiten, um zu punkten.

Zwar geben sich die Freiheitli­chen mit knapp sieben Prozent für ihren Kandidaten Andreas Reindl sehr zufrieden. Doch ihr Potenzial läge höher. Es reicht nicht, sich auf die Popularitä­t des Bundespart­eiobmanns zu verlassen. Es braucht auch bekannte und etablierte Persönlich­keiten, die blauen Wähler abzuholen. Landesobfr­au Marlene Svazek wird sich rasch zwischen Nationalra­t und Landtagswa­hlkampf entscheide­n müssen.

5 Die Wähler wollen motiviert werden.

Der Wahlkampf in der Stadt Salzburg war nicht gerade emotionsge­laden, die Themen der Kandidaten waren ähnlich. Effekt: Nur 43 Prozent gingen zur Wahl. Für die Stichwahl und die Landtagswa­hl heißt das, dass die Parteien die Bürger stärker motivieren müssen, zur Wahl zu gehen, beispielsw­eise mit Themen, die den Menschen ein Anliegen sind.

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[ APA ] Salzburgs Landeshaup­tmann, Wilfried Haslauer, muss sich im Frühjahr 2018 der (Wieder-)Wahl stellen.

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