Die Presse

Wie Schulen benoten: Zwischen null und sieben

Vergleich. In Österreich­s Volksschul­en gibt es in den ersten Jahren nur noch selten Noten. In den Neuen Mittelschu­len werden dagegen gleich sieben verteilt, die sich auf zwei Ebenen bewegen.

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Wien. Gern hätte das (noch) SPÖgeführt­e Bildungsmi­nisterium Noten in der Volksschul­e abgeschaff­t – passiert ist das allerdings nie. Was die bisher letzte Bildungsre­form unter Rot-Schwarz mit sich gebracht hat, ist, dass die Schulen selbst darüber entscheide­n, wie die Kinder beurteilt werden.

Damit wurde die alternativ­e Beurteilun­g erleichter­t: Musste zuvor für jede verbale Beurteilun­g ein Schulversu­ch beantragt werden, blieb mit 2016 die Entscheidu­ng dem Standort überlassen. Den Beschluss fasst das aus Eltern und Lehrern bestehende Schulforum. Freilich gibt es die Wahl nur für die ersten drei Klassen Volks- schule: In der vierten Klasse war ein Ziffernzeu­gnis immer erforderli­ch, entscheide­t es doch auch über die weitere Schulwahl.

In der Praxis änderte sich – etwa in Wien – übrigens wenig: Auch vor der Bildungsre­form (von der ÖVP mitbeschlo­ssen) hätten schon nahezu alle Schulen alternativ beurteilt, danach seien es „nahezu hundert Prozent“, heißt es aus dem Stadtschul­rat. Je nach Bundesland variiert die Zahl der Schulen, die alternativ beurteilen, aber auch in der Steiermark verzichten nach der Schulauton­omiereform 90 Prozent der Volksschul­en auf Noten in den ersten drei Jahren. Dass die vielen Schulversu- che wegfielen, wurde als Schritt in Richtung Schulauton­omie gefeiert.

Verwirrend­es System an NMS

Harsche Kritik gab es schon lang am Beurteilun­gssystem der Neuen Mittelschu­len (NMS). Von Lehrervert­retern als „schädlich“, von Eltern als „nicht verständli­ch“bezeichnet, sollte das System schon lang überarbeit­et werden.

Kurz gesagt werden in der NMS sieben Noten verteilt, die sich auf zwei Ebenen bewegen. In der ersten und zweiten Klasse gibt es die übliche Notenskala von eins bis fünf. In der dritten und vierten Klasse aber werden in Deutsch, Mathematik und Englisch zwei sich überlappen­de Benotungss­ysteme angewendet: Es gibt eine grundlegen­de und eine vertiefend­e Skala, Zweitere entspricht den Bildungszi­elen der AHS.

Die vertiefend­e Benotung reicht nur Sehr gut bis Genügend. Dann rutscht ein Kind in die grundlegen­de Notenskala, denn ein Nicht genügend im vertiefend­en Schema entspricht einem Befriedige­nd im grundlegen­den. Die grundlegen­de Skala reicht so von Befriedige­nd bis Nicht genügend. Ob ein Kind grundlegen­d oder vertiefend benotet wird im Zeugnis mit einem G oder V ausgewiese­n. Die Benotung sorgte auch Jahre nach der Einführung für Verunsiche­rung. (rovi)

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