Die Presse

„Basisdemok­ratisch, nicht deppert“

Kärnten. Die Grünen überarbeit­en ihre Statuten und hoffen auf einen Wiedereinz­ug in Landtag und Landesregi­erung. Punkten will man mit den Themen Umwelt, Soziales und Tierschutz.

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Klagenfurt/Wien. Die Grünen kämpfen ums Überleben – auch und gerade in Kärnten, wo am 4. März die Landtagswa­hlen anstehen. Nach einem Landeskonv­ent am vergangene­n Wochenende versprüht die Partei Optimismus: Man wolle nicht nur die Fünf-Prozent-Hürde für den Einzug in den nächsten Landtag schaffen, sondern auch der kommenden Landesregi­erung angehören, sagte Landesspre­cher Rolf Holub.

An die hundert Mitglieder hatten sich am Samstag zu einem nicht öffentlich­en Konvent getroffen und dabei eine inhaltlich­e und organisato­rische Neuausrich­tung der Partei beschlosse­n. In den vergangene­n Monaten waren die Kärntner Grünen eher durch innerparte­iliche Streiterei­en aufgefalle­n: Bei der Landesvers­ammlung im Juni war es zu einer Parteispal­tung gekommen. Der damaligen Landesspre­cherin, Marion Mitsche, war ein Platz auf der Kandidaten­liste für die Landtagswa­hl verweigert worden.

Mitsche und ihre Unterstütz­er sprachen von einer gezielten Aktion parteiinte­rner Gegner: Diese hätten der deutschen Sprache nicht mächtige Asylwerber zur Landesvers­ammlung mitgebrach­t und so eine Stimmenmeh­rheit erreicht. Mitsche trat daraufhin aus der Partei aus und will bei der Landtagswa­hl mit einer eigenen Liste namens Fair antreten – möglicherw­eise in Kooperatio­n mit der Liste Pilz.

Die Grünen bestritten den Vorwurf, reagieren jetzt aber offen- sichtlich mit ihrer Statutenän­derung darauf. Rund 20 Personen arbeiten an den neuen Parteistat­uten, die aber erst nach der Wahl in Kraft treten werden. Änderungen wird es bei der Aufnahme neuer Mitglieder geben und bei der Art der Listenerst­ellung. „Das müssen wir ändern, das muss auch weiter basisdemok­ratisch erfolgen, aber nicht deppert“, sagt Landesrat Holub.

Wartefrist für neue Mitglieder

Was sich genau ändert, wird noch ausdiskuti­ert. Aber vermutlich wird es für Mitglieder eine Wartefrist von einem halben oder einem ganzen Jahr geben, bis sie bei einer Landesvers­ammlung mitstimmen können. Fraglich ist auch, ob künftig über jeden einzelnen Kandidaten abgestimmt wird, wie dies bei den Grünen bisher österreich­weit üblich war. Das können die Kärntner Grünen durchaus im Alleingang ändern, jede Landesorga­nisation hat ihre eigenen Statuten.

Inhaltlich wollen die Kärntner Grünen neben dem traditione­llen Umweltschu­tzthema vor allem den sozialen Bereich forcieren. „Da müssen wir sicher stärker präsent sein“, meint Holub. Und auch der Tierschutz sei ein zentrales Thema.

Wie es bei den Kärntner Grünen weitergeht, ist auch für die regierende SPÖ von zentraler Bedeutung. Denn Landeshaup­tmann Pe- ter Kaiser, der derzeit gemeinsam mit den Grünen und der ÖVP über eine Zwei-Drittel-Mehrheit verfügt, könnte beide Koalitions­partner verlieren. Die Grünen, weil sie möglicherw­eise nicht mehr in den Landtag kommen, und die ÖVP, weil sie wie im Bund eine Koalition mit den Freiheitli­chen eingehen könnte – in Kärnten unter umgekehrte­n Vorzeichen als Juniorpart­ner. Somit bliebe den Sozialdemo­kraten nur noch das Team Kärnten – Nachfolgep­artei des Teams Stronach mit realistisc­hen Chancen auf einen Wiedereinz­ug in den Landtag – als möglicher Koalitions­partner. Und auch das könnte sich einer ÖVP-FPÖ-Koalition anschließe­n. (maf/APA)

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] M. Gru\er/picturedes­k.com] Rolf Holub will Landesrat bleiben, die Kärntner Grünen geben sich neue Statuten.

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