Wirtschaftsfaktor Wiener Kongress
Tagungen. Der Kongress der Radiologen findet fünf weitere Jahre in Wien statt – eine Veranstaltung mit 20.000 Gästen. Im Vergleich zu Touristen geben Kongressteilnehmer deutlich mehr Geld aus.
Wien. Die Radiologen kommen wieder. Der Vertrag zwischen dem European Congress of Radiology (ECR) und dem Austria Center Vienna wurde nun um weitere fünf Jahre verlängert – bis 2025 findet also einer der größten medizinischen Kongresse weltweit weiter in Wien statt. Für die Wiener Kongresslandschaft ist das jedenfalls eine positive Nachricht: „Das ist die absolute Topliga“, sagt Walter Straßer, Sprecher von Wien Tourismus, „und einer der größten Kongresse, die wir haben.“Rund 20.000 Menschen nehmen alljährlich an der Veranstaltung im März teil.
2017 lag der Kongress damit deutlich vor der Europäischen Gesellschaft für Geowissenschaften, bei deren Tagung Ende April 14.500 Teilnehmer gezählt wurden, und dem Kongress der European Society of Clinical Microbiology and Infectious Diseases in der Messe Wien mit 12.500 Besuchern. Insgesamt finden in Wien mehr als 4000 Tagungen pro Jahr statt – 2016 waren es 4084. Wobei hier unterschieden wird zwischen Kongressen und Firmenveranstaltungen. Insgesamt zählte man 2016 rund 567.000 Tagungsteilnehmer und rund 1.718.000 Nächtigungen.
Bei Wien Tourismus betont man vor allem die Wertschöpfung durch diesen Kongresstourismus. 2015 überschritt dieser Wert, in den sämtliche Effekte von Nächtigung, Verköstigung und vorgelagerten Wirtschaftszweigen (Bauwirtschaft, Banken, Versicherungen, Kommunikationsunternehmen etc.) summiert werden, erstmals die Milliardengrenze. 2016 lag die Wertschöpfung laut Wien Tourismus bei 1,072 Mrd. Euro.
538 Euro pro Kopf und Tag
Nun entsteht zwar nur jede achte Nächtigung in Wien durch Kongresse und Firmenveranstaltungen, doch gibt ein Kongressbesucher mit 538 Euro pro Kopf und Tag deutlich mehr Geld aus als ein Freizeittourist, der im Schnitt rund 252 Euro pro Tag ausgibt. Insgesamt, so rechnet man bei Wien Tourismus, hängen an den Kongressen rund 20.000 Arbeitsplätze.
In den vergangenen Jahren hat Wien in Sachen Kongresse stark zugelegt. Das Vienna Convention Bureau im Wien Tourismus hat errechnet, dass die Veranstaltungen in Wien seit 1991 von 293 auf 1320 angewachsen sind, was einem Wachstum von 351 Prozent entspricht. Was den österreichweiten Kongresstourismus betrifft, liegt die Bundeshauptstadt deutlich in Front. Mit 45 Prozent hat Wien von allen Bundesländern den höchsten Anteil an Tagungsgästen, gefolgt von Salzburg mit 14 und der Steiermark mit neun Prozent.
Was Wien sicherlich entgegenkommt, ist die Lage inmitten Europas – „man ist von allen Richtungen in Europa schnell hier“, sagt Walter Straßer. 76 Prozent der Gäste kommen auf dem Luftweg – insofern hofft man bei Wien Tourismus auf den Ausbau der dritten Flughafenpiste und auf möglichst viele Direktflüge nach Wien, „denn je weniger man umsteigen muss, desto besser“. (eko)