Das Südtiroler Effizienzwunder
Ski alpin. Peter Fill nimmt den dritten Gesamtsieg im Abfahrtsweltcup in Folge in Angriff. Nur würde der 35-Jährige diese Mission heuer gerne mit mehr Siegen erledigen.
Beaver Creek. Während sich im Abfahrtsweltcup ein Duell zwischen Beat Feuz und Matthias Mayer andeutet, sollte ein Mann nicht außer Acht gelassen werden: Peter Fill, der Südtiroler, der zuletzt zweimal in Folge und relativ unscheinbar Abfahrts-Kristall eingefahren hat.
Dieses Kunststück mit nur einem Sieg zu schaffen, ist bisher noch keinem Skirennläufer gelungen. Der 35-Jährige kann im Olympiawinter Geschichte schreiben, wenn er als erster Fahrer seit Stephan Eberharter (2002–2004) drei Abfahrtskugeln in Folge holt. Fill würde diese Mission gerne mit etwas mehr Siegen erledigen. Drei Weltcuperfolge hat er in seiner langen Karriere bisher zu Buche stehen, der erste in der Abfahrt gelang 2008 in Lake Louise.
Doch nicht zuletzt wegen einiger Verletzungen kam die verheißungsvolle Karriere des ehemaligen Junioren-Weltmeisters ins Stocken. Es dauerte über sieben Jahre, bis er bei einer sturzreichen Kitzbühel-Abfahrt im Jänner 2016 seinen zweiten Weltcupsieg feierte. Mit nur zwei Podestplätzen – neben dem Kitz-Sieg noch Rang zwei in Lake Louise, aber dafür serienweise Top-Ten-Platzierungen – sicherte er sich im letzten Rennen des Winters 2015/16 als erster Italiener überhaupt den Gesamtsieg im Abfahrtsweltcup.
Auch ein Jahr später holte Fill die Kugel im letzten Saisonrennen, beim Finale in Aspen fing er Kjetil Jansrud ab. Und das nach einer Saison ohne Abfahrtssieg. Das war zuletzt Marc Girardelli 1993/94 gelungen. „Natürlich würde ich gerne mehr Rennen gewinnen“, meinte Fill nach Platz vier beim Abfahrtsauftakt in Lake Louise. „Aber es ist kein Zuckerschlecken. Die anderen schlafen auch nicht.“
Massives Rückenproblem
Fills Stärke ist die Konstanz und dass er im Gegensatz zu vielen Speed-Spezialisten bei fast allen Bedingungen schnell ist. „Ich habe keine spektakuläre Fahrweise. Eher eine saubere und kontrollierte“, erklärt er. „Dafür trainiere ich aber auch ziemlich viel. Ich mache das Maximum das geht und konzentriere mich voll auf den Sport.“Zudem habe er ein „bäriges“Team hinter sich. „Eigentlich ist es viel schwieriger, die Kugel so zu gewinnen wie ich. Man darf sich keinen Aussetzer leisten, darf nicht krank sein, keine Wehwehchen haben, rein gar nichts.“Wie das geht? „Ich bin halt auch ein bissl ein alter Fuchs.“Und seine Familie mit den mittlerweile zwei Kindern sei ein großer Rückhalt, sagt der JuventusFan aus Kastelruth.
Seit diesem Sommer plagt Fill aber ein massives Rückenproblem. Das Iliosakralgelenk meldet sich von Zeit zu Zeit. „Wenn’s kommt, habe ich solche Schmerzen, dass ich nicht gerade auf den Skiern stehen kann“, erzählt der Italiener. Die Ärzte seien etwas ratlos.
Auf der anspruchsvollen Piste in Beaver Creek (Super-G am Freitag, Abfahrt am Samstag) war für Fill ohnehin noch nicht allzu viel zu holen. Bei fast 40 Starts in den 15 Jahren seit 2002 liegen als beste Ergebnisse auf der „Bird of Prey“zwei dritte Plätze vor. (ag./red.)