Kreativ-Ort mit Weitsicht
Neustart. Im Ausflugsziel an der Wiener Höhenstraße sollen Kongresse und Hochzeiten stattfinden können – aber auch über die Zukunft nachgedacht werden. Das Cafe´ bleibt.
Auf dem Co\enzl sollen in Zukunft Kongresse und Hochzeiten stattfinden.
Wien. „Weitsicht Cobenzl“, so heißt das Sieger-Konzept, das die von Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) eingesetzte Jury überzeugt hat. Der Untertitel „Auf unser Wien schau’n“fasst die Idee auch schon zusammen: Eine Mischung aus Ausflugsziel mit Ausblick und kreativem Hideaway, wo Unternehmen und Akteure in ungewohnter Umgebung auf neue Gedanken kommen, was wiederum nicht zuletzt der Stadt zu Gute kommen soll.
Aus elf Bewerbern um die Neuvergabe der städtischen Immobilie an der Höhenstraße hat sich die Jury unter Vorsitz von Architekt Albert Wimmer für die Pläne von Goodshares entschieden. Das Unternehmen von Martin Rohla steht u. a. hinter Stadtflucht Bergmühle, Habibi & Hawara oder der Swing Kitchen und kooperiert für das Projekt mit Immobilienentwickler Frank Albert, der mit seiner Supernova-Gruppe sonst Einkaufszentren und Baumärkte betreibt. „Der Cobenzl war über mehr als ein Jahrhundert eine Wienerische Institution, in erster Linie für die Wiener“, sagt Rohla. „Das soll es auch wieder werden.“Geschäftsführerin wird Christiane Bertolini, die den „Bertolini Brain Pool“und die Initiative „DNA – Das Neue Arbeiten“betreibt und die schon bisher für Goodshares gearbeitet hat.
Skywalk mit Bankerl
Das Denken, das in Cafe,´ Schloss und Meierei herrschen soll, zeigt sich schon an der Genese des Projekts. Im Jänner, sagt Rohla, habe ihm ein Freund auf Facebook die Nachricht geschickt, dass der Cobenzl neu vergeben werde. Es habe ihn gar nicht interessiert, so Rohla, er sei dann aber mit Eventgestalter Andi Lackner von Perfect Props auf einen Kaffee hinaufgefahren – und angetan gewesen. Dann, nach einem entspannten Skiurlaub, sei die Idee zur „Weitsicht Cobenzl“geboren gewesen. Ab da wurde mit ähnlich gestrickten Freigeistern weiterfantasiert.
Das Resultat: ein Konzept für eine mehr als 4000m2 große Eventlocation. Das Schloss, das die Stadt zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Ausflugsziel bauen ließ, soll für Konferenzen, Kongresse oder Firmenevents für bis zu 1500 Menschen genutzt werden können. Aber auch bis zu drei kleinere Veranstaltungen oder Hochzeiten könnten parallel stattfinden, ohne, dass man sich störe, heißt es – stets mit eigener Terrasse und Ausblick. Apropos: Ein frei zugänglicher „Skywalk“samt Bankerln rund um das Areal ist geplant.
Auch Ausflugsziel soll der Cobenzl bleiben. Gert Kunze (Cafe´ Eiles) übernimmt als Pächter das Cafe´ im „Fünfzigerjahre-Pavillon“, Juristin Teresa Pagitz, die in Salzburg den Großarlerhof betreibt, eine Privatzimmervermietung für zehn Zimmer. Stefan Piech¨ (Young Family Entertainment) darf seiner Fix und Foxi-Sammlung ein Museum einrichten.
„Nicht nur für Instagram-Generation“
Co-Working-Plätze sollen hier ebenso möglich sein wie Probebühnen, Kulturveranstaltungen, Kindergruppen und Salons. Daneben soll der Cobenzl zu einem Ort werden, an dem die (Wiener) Zukunft neu gedacht wird. Eine „Cobenzl Weitsichtwerkstatt“soll – auch dank Kooperationen mit der Changemaker-Organisation Ashoka oder dem Impact Hub – als interdisziplinäres Kreativlabor dienen und sich Lebens- und Arbeitskonzepten oder der Stadtentwicklung widmen. Überhaupt, so heißt es, werde die Zusammenarbeit mit der Stadt eng.
Im Küchenbereich könnten bekannte Köche als Pop-Up-Chefs zu Gast sein. Dazu kommen allerlei Ideen, von Wunderkammern und Guckkästen zur Geschichte des Cobenzl bis hin zum großen weißen Schriftzug a` la Hollywood, den Bertolini ins Rennen geschickt hat – für die Buchstaben werden Sponsoren gesucht.
Wichtig dabei sei, sagt Bertolini, „dass sich alle wohlfühlen, nicht nur die Instagram-Generation, auch die Spaziergänger, die den Cobenzl immer schon als Ausgangs- und Endpunkt für ihre Runden genommen haben.“Picknickplätze und Wasserstationen für die Hunde sind fix eingeplant, erste Dates und analoge Begegnungen erwünscht. Doch zunächst muss renoviert werden. Noch sei nicht klar, wie viel stehen bleiben kann, die Grundsubstanz sei, nicht zuletzt durch die Behandlung durch den letzten Pächter, ma- rode. Gerechnet wird mit zehn bis zwölf Mio. Euro Investition. Im Jänner wird ein EU-weiter Architektenwettbewerb ausgeschrieben. Im Sommer 2018 soll der Sieger feststehen, im Frühjahr 2019 der Umbau beginnen. Eröffnung: Vermutlich 2020.
Bis dahin soll das Zwischennutzungsprojekt „Luftschloss Cobenzl“weitergehen, junge Unternehmer unter Federführung von Georg Demmer bespielen das Areal mit Gastronomie und Kultur, und von 7. bis 10. Dezember mit einem Winterfestival: Mit Lesungen im Kaminzimmer, Indoor-Minigolfplatz, Kunstschießstand und Rollschuhdisco.