Bitcoins Höhenflug
Internet. Bitcoin hat am Mittwoch die Marken von 10.000 und 11.000 Dollar geknackt. Inzwischen hat auch die Wall Street Lunte gerochen. Der Hype wächst sich zur Manie aus.
Kryptowährung knackte 11.000Euro-Marke: Was hinter dem Boom steckt.
Wien. Achttausend Dollar. Neuntausend Dollar. Zehntausend Dollar. Elftausend Dollar. Aus der Begeisterung rund um Bitcoin ist eine regelrechte Manie geworden. Seitdem auch die Wall Street an dem Boom mitnaschen will, kennen die Preise kein Halten mehr. Was passiert da gerade? „Die Presse“beantwortet die wichtigsten Fragen.
1 Was ist Bitcoin überhaupt? Wie funktioniert es?
Bitcoin ist der erste Vertreter der sogenannten Kryptowährungen. Dabei handelt es sich um digitale Assets, die außerhalb des traditionellen Finanzsystems entstehen und gehandelt werden. Bitcoin ist Währung und Zahlungssystem zugleich – und kann bei Käufen online als Geld eingesetzt werden. Wie das Internet basiert auch Bitcoin auf einer freien Technologie, zu der jedermann freien Zugang hat. Niemand braucht eine Erlaubnis für die Bitcoin-Nutzung, ein Konto kann in Sekundenschnelle per Mausklick erstellt werden. Basis ist die sogenannte Blockchain. Diese Datenbank wird im Netz auf Tausenden Knotenpunkten gespeichert und fungiert als Kassabuch. Dort werden alle BitcoinÜberweisungen unwiderruflich und manipulationssicher erfasst. Gesichert wird das alles durch kryptografische Verfahren.
2 Woher kommt Bitcoin? Wie wird es gesteuert und reguliert?
Erfunden wurde Bitcoin 2009 von einem Programmierer, der sich das Pseudonym „Satoshi Nakamoto“gegeben hat. Wer hinter dem Namen steckt, ist bis heute unklar. Bitcoin ist keineswegs unreguliert, wie oft behauptet wird. Zwar hat der Staat tatsächlich keinen Zugriff – aber der zugrunde liegende Algorithmus sorgt sehr wohl für Regeln. So ist etwa die „Geldpolitik“total transparent. Derzeit gibt es 16,7 Millionen Bitcoin. In den kommenden Jahren wird diese Zahl auf 21 Millionen steigen. Dann ist Schluss – auch dafür sorgt der Algorithmus. Diese Knappheit ist auch ein Grund für die Manie: Hier wird auf einen steigenden Preis gewettet, weil Bitcoin, anders als herkömmliche, staatliche Währungen, nicht beliebig vermehrbar ist.
3 Warum ist der Preis zuletzt so stark gestiegen?
Der wichtigste Grund ist die wachsende Bekanntheit von Bitcoin sowie das Interesse seitens des Finanz-Establishments. So sollen noch heuer Futures-Kontrakte auf der wichtigen amerikanischen CME-Börse gehandelt werden. Große Investmentbanken wie Goldman Sachs beschäftigen sich bereits mit Bitcoin. Wobei auch bei den Bankern noch Unklarheit darüber herrscht, was Bitcoin eigentlich ist: Währung? Spekulationsobjekt? Wertspeicher? Auch die Zentralbanken sind sich unsicher: EZB-Vizepräsident Vitor Constancio sagte am Mittwoch aber, dass von Bitcoin keine Gefahr für herkömmliche Währungen oder die Stabilität des Finanzmarkts ausgehe.
4 Warum wird Bitcoin oft mit der Tulpenblase verglichen?
Das kommt von der spektakulären Preisentwicklung. Aber der Vergleich hinkt. Anders als Tulpen sind Bitcoin nicht beliebig vermehrbar. Ein Vergleich mit der Dotcom-Bubble Ende der 1990erJahre ist sinnvoller. Auch deswegen, weil die Blockchain-Technologie so etwas wie die nächste Ausbaustufe des Internets sein könnte. Währungen sind lediglich der erste prominente Anwendungsfall. Viele vergleichen Bitcoin deshalb mit dem E-Mail, das für die meisten Nutzer erstmals die Sinnhaftigkeit des Internets greifbar gemacht hat.
5 Wie sieht die Zukunft aus? Wohin könnte sich der Preis bewegen?
Im Windschatten von Bitcoin sind schon mehr als 1000 BlockchainProjekte entstanden. Das prominenteste ist Ethereum. Die Nummer zwei auf dem Markt bietet eine Blockchain, auf deren Basis Drittanbieter eigene Projekte entwickeln können. Aber noch hängt der Sektor von der ersten und wichtigsten Coin ab. Wenn Bitcoin seinen bisherigen Trend fortsetzt, wird es bald wohl zu einer Korrektur von 30 bis 50 Prozent kommen. Auf der anderen Seite gibt es freilich Prognosen, wonach heuer noch Preise von 20.000 Dollar oder mehr erreicht werden könnten.