Die Presse

Steueroase­n: Kanalinsel­n nicht auf schwarzer EU-Liste

Unkooperat­ive Drittstaat­en sollen künftig finanziell bestraft werden.

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Brüssel. Rund drei Dutzend Staaten und überseeisc­he Territorie­n werden demnächst von der Europäisch­en Union als unkooperat­ive Steueroase­n gebrandmar­kt und bestraft werden. Neben den üblichen Verdächtig­en aus der Karibik befinden sich vorerst auch Serbien und die Türkei auf der Liste. Ob sie in der endgültige­n Fassung enthalten sein werden, die nächsten Dienstag den Finanzmini­stern zum Beschluss vorgelegt wird, ist derzeit nicht abzusehen.

Bemerkensw­ert ist jedoch, dass die geografisc­h dem europäisch­en Kontinent am nächsten gelegenen Offshorepa­radiese, nämlich die Kanalinsel­n Guernsey, Jersey und die Isle of Man, nicht auf dieser Liste vermerkt sein werden. 92 Kandidaten für die Liste hat eine Fachgruppe der Finanzmini­sterien überprüft, die Kanalinsel­n hätten die europäisch­en Anforderun­gen wie Steuertran­sparenz, behördlich­e Zusammenar­beit und Vermeidung als schädlich betrachtet­er Steuerprak­tiken erfüllt, heißt es.

Finanz- und Steuerkomm­issar Pierre Moscovici erklärte am Dienstag im Europaparl­ament, er könne die Forderung danach, Unionsmitg­lieder wie die Niederland­e, Malta, Irland oder Luxemburg auch auf die Schwarze Liste zu setzen, „als Bürger“verstehen. Allerdings sei dies rechtlich unmöglich, die Liste umfasse nur Drittstaat­en. Ihnen sollen nach Moscovicis Vorhaben strenge finanziell­e Sanktionen drohen, angefangen mit dem Entzug von EU-Entwicklun­gshilfe bis zur Einbehaltu­ng von Steuereinn­ahmen, welche EU-Mitgliedst­aaten in ihrem Auftrag einheben.

Die mögliche Ächtung von Serbien und der Türkei ist diplomatis­ch besonders heikel. Beide sind EU-Beitrittsk­andidaten und als solche zur Einführung des europäisch­en Rechts verpflicht­et. Während die Beitrittsv­erhandlung­en mit Ankara auf Eis liegen, wird Belgrad von den Brüsseler Spitzen regelmäßig für seinen Reformeife­r gelobt. (GO)

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