Die lange Reißleine der Kölner Geißböcke
Reine Sympathie? Peter Stöger früh als Köln-Trainer zu entlassen wäre Zeit- und Geldverschwendung gewesen. Kölns Kader ist spielerisch zu limitiert, der Abstieg ist nicht mehr abzuwenden.
Köln ist anders, das gibt es in keiner anderen Fußballstadt. Peter Stöger blieb trotz der Negativserie von elf Niederlagen und nur zwei Remis im Amt. Dass der „Effzeh“statistisch bereits abgestiegen ist, ist Nebensache. Man plant angeblich mit dem Wiener sogar für die Zweite Liga, Köln scheint der sympathischste Arbeitsplatz der Fußballwelt zu sein.
Der Schein trügt. Jede Zusammenarbeit in der Welt des Sports endet, wenn Erfolge ausbleiben. Da zählen weder Emotionen noch alte Siege oder Aufstiege. Je länger man aneinander festhält, umso größer werden bloß Frust und Trennungsschmerz.
Die Klubchefs sprachen Stöger nun bis zum Abpfiff des SchalkeSpiels am Samstag noch das Vertrauen aus. Bleibt erneut Zählbares aus, läuft seine Uhr in der Karnevalsstadt ab. Dass der Klub bereits mit Kandidaten gesprochen hat, wurde ihm – anstandshalber – mitgeteilt.
Von sich aus wird der Wiener, 51, nicht abtreten. Nicht nur des bis 2020 laufenden, sehr gut dotierten Vertrages wegen, wer lässt denn freiwillig mehrere Millionen Euro liegen? Davonlaufen wolle er auch nicht, „hinzuschmeißen“hinterließe obendrein keinen guten Eindruck. Er kann es nicht, weil der Karren derart verfahren scheint, dass seine komplette Arbeit – aktuell – keine Jobempfehlung wäre. Stöger hat, so er es denn irgendwann ins Kalkül gezogen hat, den optimalen Zeitpunkt für den freiwilligen Abschied verpasst.
Wäre er im Oktober mit Sportdirektor Jörg Schmadtke gegangen, hätte alles eine andere Wendung genommen. Stöger wäre ÖFB-Teamchef geworden, Kölns Fans hätten ihn trotz der Misere als Held verabschiedet, hätten geglaubt, mit seinem Nachfolger den Ausweg zu finden. Dass die Ernüchterung – ob des spielerisch höchst limitierten Kaders – weitaus härter ausgefallen wäre, als sie es jetzt ist, ist keine gewagte Prognose.
Stöger früh in der Saison freizustellen wäre bloß Zeit- und Geldverschwendung gewesen. Jetzt gibt es kein Umhinkommen mehr, sonst werden Fans und Sponsoren zu unruhig, schnappt die Sympathiefalle zu. Jeder will irgendwann neue Ziele sehen, Ideen hören. In Köln läuft es nicht anders, vielleicht einen Hauch schlauer.