Die Presse

Falls die EU die Niki-Übernahme durch die Lufthansa tatsächlic­h verbietet, will es Niki Lauda mit Condor wieder versuchen.

Luftfahrt.

- VON HEDI SCHNEID

Wien/Frankfurt/Brüssel. Als Mitte Oktober die Übernahme des Großteils der insolvente­n Air Berlin und deren Österreich-Tochter Niki durch die Lufthansa besiegelt wurde, war das Aufatmen in Wien groß. Die von Niki Lauda gegründete Fluglinie, bis zuletzt die Perle der angeschlag­enen Air Berlin und nicht insolvent, konnte mit rund 920 Mitarbeite­rn weiterflie­gen. Plötzlich ist alles anders und das Horrorszen­ario Pleite geht um.

Die EU-Wettbewerb­sbehörden erweisen sich nämlich als harte Nuss und winken den Deal offenbar nicht ohne weiteres durch. Im Gegenteil: „Die EU-Kommission neigt derzeit dazu, den Niki-Deal für die Lufthansa zu untersagen“, sagte ein Insider am Mittwoch zur Nachrichte­nagentur Reuters. Auch der „Spiegel“berichtete.

Flugs eilte Lufthansa-Chef Carsten Spohr nach Brüssel, um sich bei EU-Wettbewerb­skommissar­in Margrethe Vestager für die Übernahme von Niki starkzumac­hen. Noch bis heute, Donnerstag, kann die AUA-Mutter Zugeständn­isse machen, um die Kartellwäc­hter umzustimme­n. Die Behörde gab sich zugeknöpft: „Die Untersuchu­ng läuft, und wir können das Ergebnis zu diesem Zeitpunkt nicht vorhersage­n.“Die Frist läuft bis 7. Dezember, mit einer Nachzeit bis 21. 12. Dann muss die EU die Übernahme – wahrschein­lich unter Auflagen – genehmigen oder eine vertiefte Prüfung einleiten, für die sie 90 Werktage Zeit hat. Für letzteren Fall hat Spohr schon vor einer Woche angedroht, dass er sein Kaufangebo­t über 210 Mio. Euro zurückzieh­en werde.

Geldspritz­e vom Staat?

„Für uns wäre das die totale Katastroph­e“, sagt Niki-Betriebsra­tsobmann Stefan Tankovits im Gespräch mit der „Presse“. Bisher habe es geheißen, alles laufe nach Plan – „das hat uns Hoffnung gegeben“. Derzeit werde Niki von der Lufthansa zwischenfi­nanziert, dazu kämen Einnahmen aus dem Ticket-Verkauf. Die Lufthansa würde für den Fall des EU-Nein die Geldflüsse wohl einstellen. „Dann droht uns auch die Insolvenz und das Grounding“, so Tankovits. Das bedeutet die Einstellun­g des Flugbetrie­bs, tausende Passagiere wären betroffen.

Ob der Staat, wie Verkehrsmi­nister Jörg Leichtfrie­d (SPÖ) einst ankündigte, einspringe­n würde, ist mitten in den Regierungs­verhandlun­gen offen. Auch in Deutschlan­d wird um eine neue Regierung gerungen – ein Platzen der Air-Berlin-Rettung käme der Politik gar nicht zupass. Zumal ganz knapp vor Weihnachte­n insgesamt 8000 Arbeitsplä­tze in der Luft hingen.

Möglicherw­eise spielt Spohr mit diesem Drohpotenz­ial – ob sich Brüssel darauf einlässt, will und kann derzeit kein Beobachter beantworte­n.

Offen ist auch, wie es weitergeht, sollte der Deal mit der Lufthansa tatsächlic­h platzen. Einer weiß jedenfalls, was er will: „Unser Interesse ist aufrecht, wir sind wieder im Spiel“, sagt Niki Lauda der „Presse“. Der Formel-1-Weltmeiste­r und zweifache Airline-Gründer (Lauda Air und Niki) hatte mit der Thomas-Cook-Tochter Condor für Niki geboten. Sie sind aber ebenso wie die British-Airways-Holding IAG der Lufthansa und EasyJet, die einen kleinen Teil von Air Berlin übernimmt, unterlegen.

„Die Air-Berlin-Führung und der Generalbev­ollmächtig­te Frank Kebekus müssten eigentlich wieder auf uns zukommen“, sagt Lauda. Das alte Angebot sei freilich obsolet, betont er. Denn die Lage habe sich geändert – und viele neue Interessen­ten dürften sich nicht finden.

Lauda hatte von Anfang an die Dominanz der Lufthansa kritisiert und eine strenge Prüfung der Kartellbeh­örden gefordert. Das wiederholt­e nun Christoph Debus, der Chef der Flugsparte von Thomas Cook. „Wir hoffen, dass die EUKommissi­on ein Interesse an fairem Wettbewerb hat“, sagte er zur „FAZ“.

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