Die Presse

Menschenre­chte, Datenschut­z und Glock-Pistolen

Das Filmfestiv­al „This Human World“beginnt heute in Wien.

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Manchmal ist ein Schwebezus­tand fast so schlimm wie ein Ausnahmezu­stand. Etwa für die 14-jährige Rokhsar: Vor sechs Jahren ist sie mit ihren Eltern aus Afghanista­n nach Dänemark geflohen. Dort hat sie inzwischen das, was man ein normales Leben nennen könnte: Sie spricht die Sprache, geht zur Schule, spielt Fußball. Doch der Asylbesche­id lässt auf sich warten. Die Angst vor Ausweisung hängt wie ein Schatten über ihrer Familie, die Mühlen der Bürokratie mahlen langsam. Und Rokhsar wird das alles zu viel . . .

Das Szenario des dänischen Dokumentar­films „The Wait“erinnert an den Fall Arigona – und fragt implizit: Lassen sich Vernunft und Ordnung mit dem vereinen, was man Menschlich­keit nennt? Und wenn ja, wie? Beim Festival „This Human World“– von 30. 11. bis 10. 12. in vier Wiener Kinos – geht es um solche gesellscha­ftspolitis­chen Dilemmata. Gezeigt werden etwa 100 Spiel- und Dokumentar­filme, z. B. „Risk“, das Julian-AssangePor­trät der Oscar-Preisträge­rin Laura Poitras, oder „Tickling Giants“über den regimekrit­ischen ägyptische­n Arzt und Comedian Bassem Youssef. Dazu kommen Diskussion­en: Am 9. 12. kann man im Museumsqua­rtier lernen, wie man seine Privatsphä­re im Internet schützt, später werden in der Doku „Black Code“Pro und Kontra der Digitalisi­erung abgewogen. Zu „The Wait“sprechen am 6. 12. Menschenre­chtsexpert­en im Rathaus.

Eröffnet wird heute, 20 Uhr, im Gartenbauk­ino mit der Doku „Weapon of Choice“, die einen kritischen Blick auf Österreich richtet: namentlich auf die Waffenfirm­a Glock und den Aufstieg ihrer Pistolen zum Erfolgspro­dukt jenseits von Gut und Böse. (and)

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