Warum Deutschland nicht Weltmeister wird
Analyse WM 2018. Der Vorrundenhit ist Portugal gegen Spanien. Deutschland bleibt ein Horrorlos erspart, Argentinien gewinnt das Turnier.
Moskau. Auslosungen haben anfangs immer etwas Beklemmendes. Zuerst strapazieren schwulstige Ansprachen und entbehrliches Rahmenprogramm das Nervenkostüm. Danach herrscht das große Rätselraten, ob es ein Traumlos oder eine Horrorgruppe gibt und ob die Deutschen (wie immer) wieder Glück gehabt haben. Auch die Auslosung zur Fußball-WM 2018 lief im Moskauer Kreml nach diesem Muster ab, doch bis auf das Duell Portugal gegen Spanien und den Vergleich Belgiens und England blieben große Schlager aus.
Deutschland hat mit Mexiko, Schweden und Südkorea in Gruppe F kein leichtes, aber alles, nur kein Horrorlos erwischt. Keine Mannschaft hat bei einer WM so oft verloren wie Mexiko, es sind stolze 25 Spiele. Allerdings, die Historie spricht gegen die erfolgreiche DFB-Mission. Aus Gruppe F gab es noch nie einen Weltmeister. Dazu passt ins Bild: Deutschland gewann den Confed-Cup, es gab aber noch kein Team, das im Jahr darauf die WM dominierte.
Brasilien, Schweiz oder Serbien könnten im Achtelfinale auf die DFB-Elf warten. Im Viertelfinale wären es England, Polen oder Belgien – das Duell mit Spanien, Frankreich oder Argentinien gibt es frühestens im Halbfinale.
Kuriose Paarungen
Auslosungen führen auch alte Bekannte zueinander. Nigeria spielt zum sechsten Mal bei der WM mit und trifft zum fünften Mal in der Gruppenphase auf Argentinien. Oder England: Es gab 21 Vergleiche mit Belgien, die letzte Niederlage datiert aus 1936. Es gibt allerdings eine Premiere: Die Three Lions spielten noch nie gegen Panama. Gruppe H mit Polen, Sene- gal, Kolumbien und Japan ist die einzige Gruppe ohne Weltmeister.
32 Mannschaften bestreiten die WM, 64 Spiele werden in zwölf Stadien ausgetragen, die größten Herausforderungen stellen weite Reisen zwischen elf Austragungsorten und die Logistik dar. Die Spielorte trennen von West (Kaliningrad) nach Ost (Jekaterinburg)
startet die zweite Verkaufsphase der Fifa: Von 5. Dezem\er 2017 \is 31. Jänner 2018 werden Tickets zunächst im Losverfahren verge\en.
erfolgt von 13. März \is 3. April 2018 – hier gilt das Prinzip „firstcome, first-served2. Danach startet die Last-Minute-Aktion (online). vier Zeitzonen sowie von Nord (St. Petersburg) nach Süd (Sotschi) mehr als 4000 Kilometer. Der wichtigste Schauplatz des Turniers ist Moskau. Im Luschniki-Stadion, einer modernen Betonschüssel für 80.000 Zuschauer, finden sieben Partien statt, darunter das Eröffnungsspiel (14. Juni) und das Finale (15. Juli).
Sbornaja trainiert im Stubaital
Es ist bemerkenswert, mit welcher Ruhe Russlands Politiker jede Verbindung zu Dopingfällen oder gar systematischer Manipulation abstreiten. 36 Athleten werden zwar mittels Salamitaktik vom IOC für Olympia bereits gesperrt, doch Russland bleibt seiner Linie treu. Nicht nur die kommende Woche folgende Entscheidung über einen Komplettausschluss für Südkorea 2018, die weiterhin ungelösten Hooligan-Probleme oder explodierte Baukosten für manch WMStadion – in St. Petersburg kostete die neue Arena angeblich über eine Milliarde Euro –, auch die Sanktionen des Westens wegen der Annexion der Krim scheinen nicht von Belang. Wenn es darum geht, nach den Winterspielen in Sotschi 2014 das nächste Fest zu promoten, das Präsident Wladimir Putin als großen Gastgeber vorweisen wird, werden potenzielle Störfaktoren ausgeblendet.
Die Fußball-WM ist für Russland eine Staatsangelegenheit. Zehn Milliarden Euro werden investiert, ob diese Zahl ausreicht, wird von vielen bezweifelt. Für die Winterspiele 2014 wurden 50 Mil- liarden Dollar ausgegeben, und nun könnte das Land die teuerste WM der Geschichte veranstalten. Experten schätzen die Kosten auf 30 Milliarden Euro.
Messi, es wird seine WM
Kann Russland in Gruppe A gegen Saudiarabien, Schweden und Uruguay reüssieren? Teamchef Stanislaw Tschertschessow, einst Torhüter und Trainer des FC Tirol, bittet ab 21. Mai zum Trainingslager ins Stubaital. Ein Test gegen das ÖFBTeam ist bereits anvisiert, Österreich erlebt somit also zumindest einen Hauch der Fußball-WM.
Aber wer wird Weltmeister? Frankreich wird viel zugetraut, aber Argentinien ist der bessere Finaltipp. Die WM 2018 wird Lionel Messis großer Coup. (fin/joe)